UNTERM STRICH

Seinen Rücktritt hat Volker Ludwig, Gründer und künstlerischer Leiter des Berliner Grips Theaters, für das Ende der Spielzeit 2010/11 erklärt. Als Nachfolger wird am Montag Stefan Fischer-Fels, Chef des Jungen Schauspielhauses Düsseldorf, präsentiert. Seit 1969 stand Ludwig an der Spitze der heute wohl weltweit bekanntesten Kinder- und Jugendbühne. Seinen größten Erfolg feierte er mit dem Berlin-Musical „Linie 1“ – einer Hommage an die geteilte Stadt. Das 1986 uraufgeführte Stück machte Ludwig in Deutschland zum meistgespielten Autor nach Shakespeare, Brecht und Molière und wurde nahezu in der ganzen Welt adaptiert.

Der deutsche Künstler Pablo Wendel kollidierte kürzlich mit den Sicherheitsvorschriften des renommierten Londoner Royal College of Art. Dort wurde eine Installation des 29-Jährigen als Gesundheitsrisiko eingestuft. Wendels künstlerischer Beitrag zu einer Abschlussschau hätte in der Besetzung eines leerstehenden Fish-&-Chips-Ladens nahe der Kunsthochschule bestanden. Von hier wollte er eine Holztreppe zwischen dem Notausgang des Londoner Colleges und der Imbissbude errichten. An dieser Stelle nun ein obligatorischer Wortwitz: Die Wendel-Treppe schien der Kunstakademie allerdings wenig vertrauenerweckend. Daher ließ man Wendels Kunstwerk kurzerhand abreißen. Die Konstruktion sei „absolut unsicher“, sagte eine besorgte Sprecherin der Hochschule. Die Schule sei sehr darauf bedacht, dass „keine Leben gefährdet“ werden. Sehr löblich. Zumindest einen Maultaschen-Stand hätten die Londoner Sicherheitswächter dem Stuttgarter Künstler als Alternative aber doch zugestehen können.

Dr. phil. Roger Willemsen, promovierte Intellektuellenschablone des deutschen Fernsehens, zieht es zurück zu seinen akademischen Wurzeln. Willemsen wird Honorarprofessor an der Humboldt-Universität Berlin. Am 28. Juni wird er seine Antrittsvorlesung unter dem Titel „Der kleine Horizont. Zur Poetik des Fortfahrens“ halten. Ab Januar soll auch ein Seminar zum Thema „Epiphanien“ im Terminkalender von Hon.-Prof. Willemsen Platz finden. Berliner Studenten dürfen sich also auf beste Prime-Time-Unterhaltung durch den glucksenden Rheinländer freuen. Wenn das mal kein spitzenmäßiger Anlass zur Auseinandersetzung mit Erscheinungen jedweder Art ist.