Weltmeister, ganz abseits

Es ist nicht ihre Welt, aber ihre Freude, die ist groß. Gerade hat das Team „Da Pitbulls“ aus Bergedorf die Abseits-WM gewonnen, ein Fußball-Turnier, bei dem Mannschaften aus Asylbewerbern und Einwanderern gegeneinander antraten. Mit 8:7 im Elfmeterschießen gegen „Juventus Kroonhorst“. Jetzt tanzen sie auf dem Sandplatz im Schanzenpark zum Groove einer Samba-Band, und weil sie als Afghanen oder Armenier in deutschen Einrichtungen für Asylsuchende leben, ist ihnen der lateinamerikanische Hüftschwung fremd. Ihr Tanz ist der HipHop, und den ziehen sie durch, auch wenn er nicht zur Samba passt. Ein Gänsehaut-Moment danach im Schanzenviertel: Die Samba-Band zieht vom Fußballplatz durch die Straßen zum Haus 73 auf dem Schulterblatt, zur Siegerehrung. Die Straßen sind voll mit Fußballfans, es wird gejubelt und mitgetanzt, die Leute stehen auf Balkonen und Mülltonnen und Bierbänken. Da Pitbulls tanzen vorne weg. Sie gehen unter in der Masse der Trikotträger und Fahnenschwenker, und auf einmal ist es nicht mehr ihre Party, sondern die der deutschen Fans, die den Sieg der deutschen Nationalmannschaft bei der Fifa-WM feiern. Da Pitbulls feiern tapfer weiter, auch wenn fast niemand weiß, dass sie Weltmeister geworden sind. Die Kicker von Juventus Kroonhorst aber fahren nach der Siegerehrung heim. „Die linke Szene im Schanzenviertel, das Schanzenviertel überhaupt“, sagt ihr Betreuer, „das ist nicht ihre Welt.“  kli/FOTO: Miguel Ferraz Arraújo