REISEN AUF DIE KANARISCHEN INSELN, NACH VENEZUELA UND KUBA
: Humboldt-Tagebücher werden in Potsdam neu erforscht

Die amerikanischen Reisetagebücher von Alexander von Humboldt (1769–1859) werden derzeit an der Potsdamer Universität erforscht. Mit rund 3 Millionen Euro unterstützt das Bundesforschungsministerium das auf drei Jahre angelegte Projekt. Es handle sich um ein wichtiges Manuskript des 19. Jahrhunderts, sowohl aus politischer als auch künstlerischer Sicht, betonte der Romanist Ottmar Ette, Professor für französisch- und spanischsprachige Literatur an der Universität. Wissenschaftler aus der ganzen Welt, insbesondere aus Lateinamerika, wollten an dem Projekt mitarbeiten.

Der Universalgelehrte Humboldt reiste mit dem Franzosen Aimé Bonpland zwischen 1799 und 1804 durch Lateinamerika. Es ging über die Kanarischen Inseln nach Venezuela und Kuba, durch die Anden an die peruanische Küste, nach Mexiko und in die USA zurück nach Europa. Fünf Jahrzehnte arbeitete er danach an dem Manuskript.

Nach Angaben von Ette liegen etwa 3.500 Seiten vor, geschrieben von Humboldt in winziger Schrift. Er hielt seine Erlebnisse und Erfahrungen unter anderem in Französisch, Deutsch, Lateinisch und Spanisch fest. „Mit seinen Beobachtungen gab er wichtige Impulse für die Feldforschung“, sagte Ette. Die Dokumente sind erst seit Kurzem im Besitz der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten. Mit Unterstützung eines Konsortiums öffentlicher und privater Geldgeber und des Bundesministeriums konnten sie von den Erben angekauft werden.

Humboldt beschäftigte sich unter anderem mit Astronomie, Anthropologie, Botanik, Geografie, Geschichte, Klimatologie, Philologie, Philosophie und Physik. Zudem schrieb er über alltägliche Begegnungen. Bislang seien nur 20 Prozent der Blätter publiziert worden, sagte Ette. (dpa)