„Ich bin Lehrerin, Buchhalterin, Managerin“

BILDUNG II Das Bonusgeld bedeutet auch eine weitere organisatorische Herausforderung für Schulen. Was eine Schulleitung heute alles können muss, erklärt Christine Frank, Grundschulleiterin in Wedding

■ leitet seit 14 Jahren die Carl-Kraemer-Grundschule im Soldiner Kiez in Wedding.

taz: Frau Frank, freuen Sie sich über den Geldsegen aus dem Bonustopf für „Schulen in schwierigen Lagen“?

Christine Frank: Natürlich freue ich mich! Wir gehören ja zu den Schulen, die am meisten bekommen, weil wir viele Kinder aus Familien haben, die Transferleistungen beziehen: fast 90 Prozent. Deshalb bekommen wir 75.000 Euro als Basiszuweisung, eine Kooperationszulage von 10.000 Euro und eine erfolgsabhängige Zahlung von 15.000 Euro – im besten Fall also 100.000 Euro. Das ist viel Geld.

Was machen Sie damit?

Wir wollen einen Teil des Geldes dafür verwenden, unsere Unterrichts -und Schulentwicklung auf einer Klausurtagung mit professioneller Moderation zu evaluieren. Nur ein wirklich auf unsere Schülerinnen und Schüler ausgerichteter Unterricht mit der Zielsetzung, zu besseren Leistungen und einer hohen Sozialkompetenz zu gelangen, schafft Bildungschancen. Deshalb müssen wir regelmäßig schauen, ob wir auf dem richtigen Weg sind.

Und der Rest des Geldes?

Wir werden damit unsere bewährten Profile vertiefen. Der Raum für den Naturwissenschaftsunterricht müsste funktionaler gestaltet werden, der Bestand der Schülerbücherei könnte ausgebaut werden, ebenso könnten die Projekte im Bereich unseres musisch-ästhetischen Schwerpunktes weiter verstetigt werden. Aber da sind wir momentan noch ganz am Anfang und werden diese Fragen in den schulinternen Steuerungsrunden besprechen und entscheiden.

Also: Sie kooperieren mit Museen und Künstlern, in Naturwissenschaften mit Unis, Stiftungen und Forschungszentren, außerdem auch noch mit Sportvereinen. Für unterstützungsbedürftige Kinder können Sie Anträge auf finanzielle Hilfen aus dem Bildungs- und Teilhabepaket der Bundesregierung stellen. Sie verwalten die Mittel der Personalkostenbudgetierung (PKB), mit denen Vertretungslehrer bezahlt werden können. Jetzt kommt noch ein Geldtopf dazu. Was sind Sie eigentlich von Beruf?

Na ja, ich unterrichte ja noch zehn Stunden, bin von meiner Berufung her Lehrerin und sollte als Schulleiterin eigentlich in erster Linie Unterrichts- und Schulstrukturen entwickeln und steuern. Ansonsten bin ich tatsächlich mittlerweile Managerin und Verwaltungskraft, Finanzbuchhalterin und Personalchefin, denn um die Einstellungen kümmere ich mich ja auch.

Was macht am meisten Arbeit?

Die Verwaltung der verschiedenen Finanztöpfe ist viel Arbeit, aber die meiste Arbeit macht die Personalentwicklung. Bevor ich über die PKB-Mittel jemanden einstellen kann – und wir brauchen aktuell Lehrer –, muss ich ja erst mal jemanden suchen und finden. Das ist zeitaufwändig, da es momentan kaum noch Lehrkräfte auf dem Markt gibt. Gute Lehrkräfte zu finden ist deshalb derzeit das größte Problem. Es wird tatsächlich insgesamt sehr viel von uns erwartet, und die Verwaltungsaufgaben sind stetig gestiegen.

Schulen sollen selbstständiger werden, das ist Senatspolitik. Was stört Sie daran?

Mich stört, dass jede Schule das für sich allein und intern machen soll. Es wäre besser, wenn die Senatsverwaltung für Bildung da mehr strukturelle Unterstützung bieten würde. Selbstständigkeit kann zudem nicht heißen, dass Schulleitungen immer mehr Verwaltungstätigkeiten abdecken sollen.

INTERVIEW: ALKE WIERTH