Berliner Bank wird zu Peanuts

Die Deutsche Bank gewinnt das Verkaufspoker um die Berliner Bank. Mitarbeiter sollen eine Jobgarantie bis 2010 bekommen. Höhere Kundenpreise sind nicht in Sicht

Das Erstaunlichste am Deal war die Reibungslosigkeit, mit der er vonstatten ging. Kaum ein Kritiker fand sich, als die Deutsche Bank gestern den Kauf der Berliner Bank verkündete. Für 680,5 Millionen Euro erhielt Deutschlands größte Bank den Zuschlag für das mehrheitlich landeseigene Kreditinstitut. Damit kann das Land Berlin drei Wochen vor dem geplanten Termin – der Hauptversammlung Mitte Juli – einen Käufer vorweisen.

Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, Josef Ackermann, zeigte sich gestern zufrieden über den Kauf des „kerngesunden“ Unternehmens. Bis zum Jahr 2010 sollen den rund 1.200 Mitarbeitern keine betriebsbedingten Kündigungen drohen. Auch die 60 Filialen will der neue Eigentümer weiterbetreiben. Das tut Ackermann nicht aus Nächstenliebe – beides waren Verkaufsbedingungen des Eigentümers. Mit dem Kauf wollen die Frankfurter ihr Privatkundengeschäft ausbauen. Die Berliner Bank verschafft Ackermann weitere 307.000 Privat- und 13.000 Firmenkunden. Seine Eigenständigkeit und den Namen soll das Unternehmen behalten. Seit Mitte Mai hatte laut Medienberichten neben der Deutschen Bank nur noch die Mittelbrandenburgische Sparkasse (MBS) im Bieterrennen gelegen und mehr als 400 Millionen Euro geboten.

Das Tochterunternehmen der Bankgesellschaft Berlin muss bis zum Jahresende in private Hände verkauft sein. Nur unter dieser Bedingung hatte die Europäische Union vor wenigen Jahren milliardenschweren Landeshilfen für die hoch verschuldete Bankgesellschaft zugestimmt.

Als „hervorragend“ feierte Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) den Kaufpreis: „Er spiegelt den großen Sanierungserfolg, den Belegschaft und Vorstand der Bank gemeinsam erreicht haben.“ Das Geld aus dem Bankenverkauf erhöhe den Wert des Mutterkonzerns – und damit die Attraktivität der Bankgesellschaft für potenzielle Käufer, urteilte Sarrazin. Bis Ende 2008 muss auch das Mutterunternehmen selbst verkauft sein.

FDP-Fraktionschef Martin Lindner forderte den Finanzsenator auf, die Einnahmen für die Reduzierung der mehr als 60 Milliarden Euro Schulden Berlins auszugeben. Auch die Grünen schlossen sich gestern dem allgemeinen Lob an. Doch angesichts von 9,7 Milliarden Euro Schaden durch den Berliner Bankenskandal sei der Verkauf nur ein „Tropfen auf den heißen Stein“, kritisierte ihr Finanzexperte Jochen Esser.

Kunden und Mitarbeiter müssen sich laut Verbraucherzentrale Berlin keine Sorgen machen. Die Deutsche Bank habe „ein schlüssiges Konzept zur Sicherung der Arbeitsplätze“ vorgelegt. Auch höhere Preise für die Kontenführung und andere Angebote der Bank seien nicht in Sicht. Und wenn doch, so die Verbraucherzentrale, könne man die Bank immer noch wechseln.

MATTHIAS LOHRE

meinung und diskussion SEITE 9