Eine einmalige emotionale Erinnerung

Trinidad & Tobago verabschiedet sich mit einem 0:2 gegen Paraguay und einem letzten Karnevalsumzug von der WM

KAISERSLAUTERN taz ■ Stunden vor dem Abschiedsspiel für Trinidad und Tobago in der WM-Kleinstadt Kaiserslautern zog ein karibischer Mini-Karnevalszug durch die für derartige Anlässe doch ein wenig zu klein angelegte Innenstadt. Mit riesigen Federbäuschen geschmückte Vortänzerinnen nahmen die Einheimischen ein letztes Mal in diesen Wochen für den Inselstaat ein. Am Abend auf dem Betzenberg hatte Heimspielatmosphäre geherrscht für die Mannschaft um den ehemaligen Manchester-Star und einzig wirklich herausragenden Fußballer Trinidad und Tobagos, Dwight Yorke. In der Tat bestand die theoretische Chance für das Team, ins Achtelfinale gegen Deutschland einzuziehen. Doch daraus wurde nichts. Nach der 0:2-Niederlage gegen Paraguay reist Trinidad und Tobago als Gruppenletzter aus Deutschland ab, ohne ein Tor erzielt zu haben. Blamiert haben sich die Spieler dennoch nicht bei dieser WM.

Und darauf waren nach dem Spiel alle mächtig stolz. Leo Beenhakker, der Trainer, beschrieb noch einmal, wie schwierig die letzten Wochen gewesen seien. Man habe sich gefragt, was eine Mannschaft wie Trinidad und Tobago bei einem WM-Turnier verloren habe, habe gelacht über die Clubs, bei denen seine Fußballer spielen (Waldhof Mannheim, San Juan Jablothe oder Port Vale FC) oder habe spekuliert, wie hoch seine Mannschaft verlieren würde.

Mit dem Punktgewinn gegen Schweden und den passablen Auftritten gegen England und Paraguay sollten sich die Spieler, so Beenhakker, Selbstvertrauen geholt haben für ihre weitere Karriere. Jetzt wüssten sie, wie es sich anfühlt, auf hohem Niveau Fußball zu spielen, wie schnell Fußball sein kann. Für die meisten dürfte es eine einmalige Erfahrung bleiben. „Ich hatte auch diesmal nicht wirklich damit gerechnet, dass wir dabei sind“, sagte der 63-Jährige.

„Es war ein sehr emotionaler Abend für mich.“ Trinidads Kapitän Dwight Yorke, der wahrscheinlich nie mehr für die Nationalmannschaft antreten wird, wurde reichlich pathetisch: „Was ich hier erlebt habe, werde ich nie in meinem Leben vergessen. Es war großartig, Teil dieser Mannschaft gewesen zu sein.“

Derweil schlich der Trainer Paraguays, Anibal Ruiz, bedröppelt an ihm vorbei. Der Sieg vom Dienstag ändert nichts daran, dass das Abschneiden seiner Mannschaft in der Heimat als Blamage angesehen wird. Denn über die Namen der Clubs, bei denen die wichtigsten seiner Spieler unter Vertrag stehen, lacht niemand: Bayern München, Borussia Dortmund, Deportivo La Coruña.

ANDREAS RÜTTENAUER