Mücken schwärmen weiter aus

Mückenspray-Hersteller sind gegen die Plage gerüstet – sofern es kein Hochwasser gibt

BERLIN taz ■ Kaum ist es Sommer, schon sind sie da, die kleinen Quälgeister: Mücken. „Es ist ein ausgesprochen günstiges Mückenjahr“, sagt Norbert Becker von der Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (KABS). Nicht nur entlang des Rheins, sondern auch in den Seengebieten von Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt schlüpfen sie derzeit in Scharen.

Ob es zu einer Plage kommt, können die Mückenexperten noch nicht mit Sicherheit sagen. „Das hängt vom Wetter ab“, erklärt Doreen Werner, Biologin an der Berliner Humboldt-Universität. Bleibt es warm und feucht, dürften aber besonders viele Stechmücken schlüpfen. Auch andere Mückenarten könnten sich besser entwickeln.

Besonders schlimm erging es in den vergangenen Wochen Ostbrandenburg und Südmecklenburg – dort trieben entlang der Oder Millionen angriffslustiger Kriebelmücken ihr Unwesen. Die nächste Generation schlüpfe im Juli, sagt Werner. „Es sind aber nicht mehr Mücken als sonst – wegen des warmen Wetters schwärmen sie nur weiter aus.“

Stechmücken profitieren vom Regen, weil sie ihre Brut in stehenden Gewässern ablegen. Auch der lange Winter hat ihnen genützt. „Im gefrorenen Zustand überleben die Eier den Winter besser“, erklärt Andreas Krüger, Insektenforscher am Hamburger Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin. Bei wärmeren Temperaturen „vergammelten“ die Eier schnell.

Hersteller von Insektenschutzmitteln werden ihre Produktion dennoch nicht kurzfristig ankurbeln. „Wir richten uns nach den langjährigen Durchschnittswerten beim Verbrauch“, sagt Volker Widmann, Brandmanager bei Johnson Wax, dem Hersteller des marktführenden Insektenschutzmittels Autan. Nur 2002 nach der großen Elbeflut konnte das Unternehmen die Riesennachfrage nach Autan nicht befriedigen. „Naturkatastrophen sind ein Unsicherheitsfaktor in der Planung“, räumt Widmann ein.

Doch auch ohne Sprays und Cremes kann man den juckenden Stichen vorbeugen. Insektenforscher Krüger empfiehlt neben körperbedeckender Kleidung, Fenstergittern und Moskitonetzen, sich mit Neutralseife zu waschen. „Jeder Duft, und nicht nur Schweißgeruch, ist ein Anreiz für die Mücken.“ Wenn das nichts nützt, hilft vielleicht ein Bier. Angeblich schreckt das darin enthaltene Vitamin B1 die Blutsauger ab. GESA SCHÖLGENS