Deutsche Bank bereit zu Hilfe in Milwaukee

US-IMMOBILIENKRISE Abgesandte der Bank treffen in der Stadt am Michigan-See Lokalpolitiker und eine Bürgerinitiative, die den Verfall ganzer Quartiere aufhalten will. Die Bank signalisiert Hilfsbereitschaft

WASHINGTON taz | Einen Monat nach ihrer Aktionärsversammlung versucht die Deutsche Bank, ihr lädiertes Image in den USA zu reparieren: Am Dienstag schickte sie sechs VertreterInnen zu einem Treffen nach Milwaukee. In der Stadt am Michigan-See trafen sie auf Mitglieder der Stadtverwaltung und der Bürgerinitiative Common Ground, um ein erstes Gespräch über ihren – ebenso riesigen wie verwahrlosenden – Wohnpark zu führen (siehe taz vom 27. Mai). Dabei signalisierte die Bank erstmals Bereitschaft, beim Wiederaufbau der Stadt mitzuwirken.

In Milwaukee, wie in den meisten anderen US-Städten, ist die Deutsche Bank mit der Wohnungskrise zu jener privaten Institution geworden, die die meisten Zwangsvollstreckungen veranlasst. „Foreclosure King“, wird sie deswegen genannt: „Räumungskönig“. Nach den Zwangsvollstreckungen bleiben die Häuser oft lange leer stehen. Sie verfallen, dienen als Unterschlupf für Drogenhändler und sorgen für die Verwahrlosung ganzer Stadtteile. Am Ende werden sie – im Dutzend billiger – an SpekulantInnen verkauft. Und die unternehmen nichts, um die Häuser instand zu halten.

Um diese Spirale zu stoppen, planen in Milwaukee die Bürgerinitiative und das Rathaus einen Fonds, der die zwangsgeräumten Häuser verwaltet und an Familien vergibt. Vor Monaten haben sie den Plan zwei amerikanischen Banken, der US Bank und der Wells Fargo, sowie der Deutschen Bank zugeschickt. Die beiden US-Banken haben erste Gespräche geführt. Die Deutsche Bank – die größte Zwangsvollstreckerin der drei – nicht. Die Verantwortlichen der Bank argumentierten, sie seien „nur Treuhänder“ und nicht „Eigentümer der Häuser“. Und hätten daher kein Recht, über sie zu verfügen.

Im Mai entsandte die Bürgerinitiative Common Ground zwei VertreterInnen zur Aktionärsversammlung der Bank nach Frankfurt. „Deutsche haben Milwaukee aufgebaut. Jetzt ist die Deutsche Bank dabei, die Stadt zu zerstören“, erklärte die Politikwissenschaftlerin Susan Giamo am 27. Mai den AktionärInnen. Deutsche-Bank-Vorstandsvorsitzender Josef Ackermann reagierte umgehend. Er nannte den Anblick der heruntergekommenen Häuser „schmerzhaft“. Seine Bank vertrete aber lediglich die Interessen ihrer Investoren. Ackermann sicherte allerdings zu, dass ein Treffen in Milwaukee stattfinden werde. Eine Woche später schickte die Bank den Terminvorschlag.

Mark Fraley, Sprecher der Bürgerinitiative in Milwaukee, beschreibt das erste Treffen in dieser Woche als „positiv“. Bis zum nächsten Treffen im Juli oder August, bei dem auch die beiden anderen Banken teilnehmen sollen, will die Initative einen „Revitalisierungs-Plan“ für ihre Stadt entwickeln. DOROTHEA HAHN