Sparkassen wollen verständlicher erklären

FINANZBERATUNG Verbraucherschützer kritisieren neue Visualisierungen von Produkten als verwirrend

BERLIN taz | Der Sparkassen- und Giroverband will „Marktführer im verständlichen Erklären von Produkten“ werden. Nachdem bereits mehrere deutsche Banken den sogenannten Beipackzettel für Finanzprodukte eingeführt haben, ziehen die 431 Sparkassen mit Visualisierungen und Prospekten nach, die auf Chancen und Risiken bei der Anlage hinweisen. Produktinformationsblätter mit detaillierteren Angaben sollen folgen.

Auch die Provisionen, das heißt die Vergütungen, die ein Bankberater bei einem Produktverkauf erhält, sollen dort „über kurz oder lang“ wie bei Wertpapieren offengelegt werden. „Ob allerdings alle Sparkassen mitmachen, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Ich gehe aber davon aus“, sagte Werner Netzel, geschäftsführendes Vorstandsmitglied, am Donnerstag in Berlin.

Die Sparkassen reagieren damit auf Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU), die schon im Sommer 2009 einen vergleichbaren Standard für einen Beipackzettel bei allen Banken forderte und ein Muster vorstellte. Andernfalls drohte sie mit einer gesetzlichen Vorschrift. „Wir hoffen, dass Frau Aigner ihre Gesetzesinitiative nun zurückzieht – dafür besteht kein Grund mehr“, sagte Netzel. Ein Sprecher des Verbraucherschutzministeriums sagte hingegen der taz, dass der Gesetzentwurf demnächst ins Kabinett komme und mit einer Verabschiedung fest zu rechnen sei: „Die Bemühungen der Branche reichen nicht aus. Es muss einheitliche Standards geben.“

Ein vernichtendes Urteil über die Broschüren kommt von Verbraucherschützern: „Die neuen Visualisierungen der Sparkassen sind reine Werbeflyer“, sagte Finanzexpertin Annabel Oelmann von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Die Informationen seien nicht verständlich und teilweise irreführend.

Die Verbraucherzentralen fordern wie das Ministerium ein einheitliches Produktinformationsblatt aller Banken. Vor elf Tagen hatten sie eine Analyse von zwölf Blättern verschiedener Banken herausgegeben. Fazit: Ein Vergleich der Produkte sei unmöglich.

Die Zeitschrift Finanztest hatte im Dezember 2009 eine Studie zur Anlageberatung veröffentlicht, nach der keine einzige der dort untersuchten 21 Banken mit „gut“ abschnitt. Eine unabhängige Beratung bei der Finanzanlage ist zum Beispiel durch die Verbraucherzentralen möglich. Die Kapazitäten zur Beratung sind hier aber begrenzt: 2009 reichten sie nur für 0,14 Prozent aller Privathaushalte. INES BURCKHARDT