Der Aufschrei der Hebammen

GEBURTSHILFE Ab 1. Juli müssen freiberufliche Hebammen deutlich höhere Beiträge zur Berufshaftpflichtversicherung bezahlen. Das bedroht die Existenz vieler Geburtshelferinnen, die politische Unterstützung fordern. Jetzt befasst sich der Bundestag mit den Arbeitsbedingungen und der Bezahlung der Hebammen

BERLIN taz | Die Probleme der freiberuflichen Geburtshelferinnen werden Thema im Bundestag: Am kommenden Montag berät der Petitionsausschuss über „Sofortmaßnahmen zur wohnortnahen Versorgung mit Hebammenhilfe“, die in einer Petition des Deutschen Hebammenverbands (DHV) gefordert werden. Die Hebammen wünschen sich unter anderem, dass der Bundestag beschließen möge, eine „freie Wahl des Geburtsorts auch nach dem 1. 7. 2010 sicherzustellen“.

Grund dafür ist die schlechte Bezahlung von Hebammen sowie die Erhöhung der Berufshaftpflicht für freiberufliche Hebammen, die Geburtshilfe leisten. Die Versicherung steigt zum 1. Juli auf 3.689 Euro jährlich. Für viele Hebammen wird die Versicherung, die sie gegen Schadenersatzansprüche absichert, dann zu teuer. Der DHV fürchtet, dass die betroffenen freiberuflichen Hebammen deshalb aus der aktiven Geburtshilfe aussteigen werden.

Gebärenden Frauen drohen dann, so warnt der DHV, drastische Einschränkungen beim Geburtshilfeangebot. Besonders auf dem Land sei es für werdende Mütter schon heute schwierig, Hilfe für die Geburt zu finden. Monatelang wiesen Hebammen Politik und Krankenkassen auf die dramatische Situation hin. Aber weder Politik noch Krankenkassen hätten etwas unternommen, beklagt der DHV. Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler hatte den freiberuflichen Hebammen nach einer Unterredung allerdings Unterstützung zugesagt.

Am 5. Mai hat der DHV eine Online-Petition gestartet. 186.356 Menschen haben inzwischen unterschrieben. 50.000 Unterschriften waren nötig, damit sich der Petitionsausschuss des Bundestags gesondert mit dem Anliegen beschäftigt. SIS

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