Bellevue Bremen (Tag 26)
: Der Reformmonarch

Bis Juli ist Böhrnsen Staatschef. Die taz ist mit von der Partie.

Jede Regentschaft geht einmal zu Ende. Die deutsche Geschichte kennt den 99 Tage-Kaiser (Friedrich III.), den 3 Tagebart-Parteichef (Platzeck) und den 30 Tage-Bundespräsidenten, Jens IX Ÿ. Vor Böhrnsen liegt das letzte Wochenende als Staatsoberhaupt – und der Kalender ist leer.

Aus Hofberichterstatter-Sicht muss das als tiefes Durchatmen interpretiert werden. Als letztes Luftholen vor einer finalen Amtswoche, die am Mittwoch in der Wahl des neuen Präsidenten kulminiert. Immerhin wird Böhrnsen seinen Nachfolger selbst mitbestimmen: ein demokratisch verbrämter Rest dynastischer Vererbungshoheit. Die unleugnebare Anlehnung des Amtes des Bundespräsidenten an das des Monarchen gelangt durch Böhrnsen back to the roots: In dem er „Bürgermeister“ und „Staatschef“ gekonnt koppelt, verweist er auf die frühmittelalterlichen Ursprünge des deutschen Königtums: die Wahl wechselnder Stammesherzöge zum primus inter pares. Ein Impuls für die Föderalismusreformkommissionen III-V. HB