LESUNG
: Vergangenheitsbewirtschaftung

Ein Verwalter des Unglücks ist Hans Frambach in seiner Eigenschaft als Achivar im Institut für Vergangenheitsbewirtschaftung in Iris Hanikas Roman „Das Eigentliche“: der rechte Umgang mit der Ermordung der europäischen Juden ist sein alltägliches Geschäft, nachgelassene Zeugnisse von Opfern oder Überlebenden gibt er in eine Computerdatenbank ein, um sie in einem „Meta-Archiv“ weltweit verfügbar zu machen. Wie seine Bekannte Graziela Schönbluhm aber verliert der phlegmatische Held langsam seine Überzeugung. Betroffen stellt er fest, dass seine Anteilnahme am Schicksal jüdischer Emigranten sich zunehmend in Überdruss am „Shoah-Business“ verwandelt. Und so gerät just jene Überzeugung, die für alle Zeiten festgefügt erschien, ins Wanken. Und die Veränderung bringt ausgerechnet ein Besuch im Vernichtungslager Auschwitz. MATT

■ Mi, 30.6., 20 Uhr, Literaturhaus, Schwanenwik 38