staubfeinde
: Nicht mehr abwiegeln

Jahrelang haben Vertreter von Automobilbranche und Speditionsgewerbe versucht, den Feinstaub noch kleiner zu reden als er ohnehin ist. Sie haben von Hysterie gesprochen, von Gängelei durch Brüsseler Umweltbürokraten. Doch die Auspufflobby konnte sich nicht durchsetzen. Der Umweltausschuss des Europaparlaments hat entschieden, dass der Kampf gegen die Kleinstpartikel, die für Atemwegserkrankungen und Krebs verantwortlich gemacht werden, auf der Agenda bleibt. Aber: Es ist ein bitterer Sieg, weil den Staubgegnern ihre schärfste Waffe aus der Hand geschlagen wird.

KOMMENTAR VON CHRISTOPH SCHURIAN

Ohne eine 35-Tage-Regel hätte es wohl kaum eine so öffentliche Debatte über die Lebensgefahr aus dem Verbrennungsmotor gegeben. Weil Bürger und Medien laut mitzählten, wie oft der Grenzwert überschritten wurde, sahen sich Städte dazu gezwungen Aktionspläne aufzustellen. Hätten sie das auch ohne eine aufgeweckte Öffentlichkeit getan? Wenn fast doppelt so viele Hochbelastungstage zulässig sind, wird seltener Alarm ausgelöst und seltener etwas getan.

Doch die meisten Aktionen waren ohnehin nur Kosmetik für die Umweltbilanz, denn frisch geduschte Straßen wirken ja nicht wirklich gegen Feinstaub. Und auch die Fahrverbote helfen zwar, die Messwerte zu drosseln, doch das Risiko entweicht weiter dem Auspuff – nur eben auf einer nicht gesperrten Straße.

Es wäre gut, wenn die Feinstaubdebatte jetzt wieder darüber geführt wird, wie Staub verhindert werden könnte – nämlich durch Partikelfilter in Kraftfahrzeugen. Und Landesumweltminister Eckhard Uhlenberg (CDU) hat die schlummernde Debatte zwischen Bund und Ländern nun wieder wachgerüttelt. Ob Steuererleichterung und Einbaupflicht ist fast egal: Hauptsache es wird etwas gegen die Gefahr getan.