Konzernumbau schmerzhaft

Beim Stellenabbau nimmt der Allianz-Konzern den Norden nicht aus. Hamburg bleibt mit den Nebenstellen Hannover und Bremen zwar eine Zentrale, 600 Jobs stehen trotzdem zur Disposition

VON KAI VON APPEN

Der angekündigte drastische Personalabbau des Allianz-Finanzkonzerns, durch den bundesweit 5.000 Arbeitsplätze bei der Allianz-Versicherung und 2.500 Jobs bei der Tochter Dresdner Bank entfallen sollen, trifft auch den Norden: 600 der 1.600 Angestellten in Hamburg dürften ihre Jobs verlieren, das Allianz-Schadensbearbeitungsbüro in Hannover fällt den Umbauplänen völlig zum Opfer. „Damit werden 40 Prozent der Arbeitsplätze vernichtet“, sagt Jens Schulzki, Betriebsratsvorsitzender in Hamburg. Das sei eine „Riesen-Schweinerei“.

Nach tagelanger Ungewissheit waren die Beschäftigten gestern Morgen auf einer Betriebsversammlung über die konkreten Pläne informiert worden. Für die Mitarbeiter sei es „ein Schlag ins Kontor“ gewesen, sagt Berthold Bose, ver.di-Fachsekretär im Landesbezirk Hamburg, über die Reaktionen der Beschäftigten. „Die Leute sind völlig niedergeschlagen und platt“, sagt Bose. „Damit hatte niemand gerechnet.“

Bose wie auch Schulzki nennen es „schlimm und unerträglich“, dass ein Finanzkonzern mit Milliardengewinnen und guter Ertragslage Mitarbeiter entlässt, „nur damit die Aktienkurse und die Vorstandsgehälter steigen“. Nach Angaben des Allianz-Vorstandschefs Gerhard Rupprecht sind die „schmerzlichen Schritte“ trotz des Rekordgewinns von 4,5 Milliarden Euro im vergangenen Geschäftsjahr nötig, um die Wettbewerbsfähigkeit des Konzerns „nachhaltig zu sichern.“

Als „Verhöhnung“ bezeichnet ver.di-Experte Bose den Versuch des Vorstandes, die Umstrukturierung den Hamburger Beschäftigten auch noch als „Stärkung des Standortes“ verkaufen zu wollen. In der Tat ist Hamburg mit Dependancen in Bremen und Hannover zwar weiterhin eine der vier Allianz-Zentralen, und auch die Zahl der Arbeitsplätze bleibt konstant. Dies aber nur, weil mindestens 500 Beschäftigte aus den geschlossenen Standorten Köln und Dortmund in den Norden wechseln sollen. „In einem Auswahlverfahren müssen sie dann gegeneinander antreten“, sagt Bose.

Da der Sozialplan betriebsbedingte Kündigungen nur bis Ende 2007 ausschließt, macht die Gewerkschaft ver.di jetzt mobil. Bose kündigt „Land auf, Land ab Proteste“ an, Aktionen sind bereits für die kommende Woche geplant. Auch Streiks will ver.di nicht ausschließen, um einen tarifvertraglichen Kündigungsschutz sowie Maßnahmen zur tatsächlichen Standortsicherung durchzusetzen.

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