Jukebox

Die Black Eyed Peas als perfekte PR-Strategie

Wenn am kommenden Mittwoch die Black Eyed Peas ein Konzert in der Adidas-Arena geben werden und dabei, wovon man ausgehen darf, ihren aktuellen Brazil-Hit „Mas que nada“ spielen, dann treffen gut 40 Jahre Musik- und Fußballgeschichte so perfekt aufeinander, dass es sich eigentlich nur um eine wohlkalkulierte PR-Strategie handeln kann.

Das Lied stammt ursprünglich von dem Brasilianer Jorge Ben, der es 1963 auf seinem Debütalbum veröffentlichte und schon damals einen riesigen Hit landete. Drei Jahre später spielte Sérgio Mendes das Stück neu ein – und lieferte damit die inoffizielle Hymne für die Fußballweltmeisterschaft 1966 (und die Grundlage für den aktuellen Black-Eyed-Peas-Hit). Zur WM-Hymne wurde „Mas que nada“ dann erneut im Jahr 1998, als die Firma Nike eine ebenfalls aus den 60ern stammende Version des Samba-Trios für einen Werbe-Spot nutzte.

Dass jetzt das Stück und WM und Adidas zusammenkommen, ist auch deshalb schlüssig, weil es den Black Eyed Peas seit einigen Jahren gar nicht dick genug sein kann. Das war nicht immer so. Bevor die Hiphop-Truppe mit Fergie eine, nun, begnadete Sängerin engagierte, Hits von der Stange lieferte und für ihre Alben Grammys und Platin einsammelte, machte sie Musik, die gut war, aber niemand hören wollte. Im Jahr 2001 etwa erschien „Bridging the gap“, das vom ersten bis zum letzten Stück ein herausragendes Hiphop-Album ist – aber keines der drei Bandmitglieder reich gemacht haben dürfte. Es gibt ein Stück auf diesem Album mit dem Titel „Let’s get retarded“, was frei übersetzt so viel heißt wie: lasst uns die Dinge locker angehen – und im Umkehrschluss: lasst uns noch einen Joint bauen. Fünf Jahre nachdem es erschienen war, wurde das Lied zum Hit – mit der ernüchternden Titelzeile: „Let’s get it started.“ Zum Schluss noch eine gute Nachricht: 1966 und 1998, als die (Fußball-)Welt „Mas que nada“ im Ohr hatte, wurde Brasilien nicht Weltmeister. AE