Wie geht es Nikita?

AUS DER SONNTAZ In der Weihnachtsausgabe schrieb Thomas Gerlach über die Zeit nach der Geburt seines Sohnes. Nikita hat das Down-Syndrom

Gerade hatte Nikita Geburtstag, ein Jahr alt ist er geworden. Die ganze Familie traf sich, es gab Erdbeerkuchen und Kaffee, und Nikita, das Geburtstagskind, verschlief das Fest.

Wen wundert’s. Nikita – der Sohn von taz-Redakteur Thomas Gerlach und dessen Frau Frau Dascha – ist ja selbst das schönste Geschenk. So hat es sein Vater vor einem halben Jahr, in der Weihnachtsausgabe der sonntaz, geschrieben. „Uns ist ein Kind geboren“ hieß sein Text, in dem er erzählte, wie es ist, wenn ein Kind mit Down-Syndrom geboren wird. Welche Träume platzen, welche Ängste wachsen und wie zäh dieser herzkranke Nikita um sein neues Leben gekämpft hat.

Dutzende Briefe und E-Mails erreichten Thomas Gerlach und seine Familie nach Weihnachten. taz-LeserInnen schrieben, wie sehr die Geschichte sie berührt hat, andere erzählten auf taz.de vom Leben mit ihren behinderten Kindern. Eine Leserin sandte Gerlach ihre Dissertation zu einem pädagogischen Thema, verbunden mit der Bitte, sie Nikita widmen zu dürfen. Ein Leser aus Naumburg schickte einen Notensatz, er hatte Nikitas Taufspruch vertont, einen Satz aus dem Matthäus-Evangelium.

Die Gerlachs waren gerührt. Sie hatten sich sehr ernsthaft gefragt, ob eine so private Geschichte wie die ihre überhaupt öffentlich gemacht werden soll. „Aber den Text zu schreiben war auch eine Möglichkeit, zu reflektieren“, sagt Thomas Gerlach heute, „und die Reaktionen waren die Bestätigung, das Richtige getan zu haben.“ Dennoch hatten sie kaum Zeit, die viele Post zu beantworten. Die Kinder, Nikita und Ilja, waren den ganzen Winter über krank, in der Berliner Wohnung lief monatelang das Inhalationsgerät, an Schlaf war kaum zu denken. „Wir waren alle vier völlig geschlaucht“, sagt Gerlach.

Inzwischen sind alle wieder gesund. Ilja ist zweieinhalb Jahre alt und geht in den Kindergarten. Und Nikita? Kräftig sei er, erzählt der Vater, ein guter Esser. Er krabbelt, versucht zu stehen und zu sitzen, er ist halt in allem etwas langsamer als andere Kinder seines Alters. Sein Herz – nach der Geburt so groß wie eine Walnuss und sehr krank – hat die Operation gut überstanden, es schlägt so „kräftig und schön“, wie der ganze kleine Kerl von seinem Vater beschrieben wird. Und im August soll es dann so weit sein: Nikita Gerlach wird getauft. „Was du den Weisen und Klugen verborgen hast, den Unverständigen hast du es offenbart“, wird sein Taufspruch lauten. Sie können ihn sogar alle gemeinsam singen, die Noten haben sie ja.

ANJA MAIER

■  Zum Nachlesen steht Thomas Gerlachs Text unter taz.de/nikita

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