Der glückliche Wechsel

Die defensiv aufgestellten Italiener schlagen Tschechien in einem spannenden Spiel mit 2:0 und gewinnen die umkämpfte Gruppe E

BERLIN taz ■ Die Italiener haben es geschafft: Dank eines 2:0-Sieges gegen Tschechien schließen sie die Vorrunde als Sieger der umkämpften Gruppe E ab – in der vor dem gestrigen Spieltag noch alle vier Mannschaften den Sprung ins Achtelfinale hätten schaffen können. „Das war ein tolles Spiel“, jubelte Italiens Trainer Marcello Lippi nach der Begegnung. „Wir wussten, dass wir gewinnen mussten.“

In Hamburg gingen die Schützlinge von Lippi in der 26. Minute in Führung. Nach einer Ecke von Francesco Totti sprang Marco Materazzi hoch und nickte den Ball aus Schwindel erregender Höhe ein – die Folge eines glücklichen Händchens des Trainers, der den Torschützen in der 17. Minute eingewechselt hatte, allerdings gezwungenermaßen, da Alessandro Nesta verletzt ausscheiden musste. Für die Entscheidung sorgte Filippo Inzaghi in der 87. Minute durch einen Konter. Die Elf von Trainer Karel Brückner ist nach dieser Niederlage ausgeschieden.

Eigentlich hätten die Tschechen das frühe Tor verdient gehabt, denn sie erwischten den besseren Start und hatten einige gute Chancen – vor allem durch Pavel Nedved, den spielbestimmenden Mann der Anfangsphase. In der 12. Minute scheiterte er mit einem strammen 25-Meter-Linksschuss an seinem Vereinskollegen von Juventus Turin, Torwart Gianluigi Buffon. Nach dem Führungstreffer stand die italienische Abwehr sicherer. Die Tschechen bemühten sich, doch gegen die in einer 4-3-2-1-Aufstellung spielenden Gegner mit drei defensiven Mittelfeldmännern konnte ihre einzige Spitze, der wieder genesene Milan Baros, nichts ausrichten. Zu allem Unglück flog kurz vor der Pause auch noch Jan Polak vom 1. FC Nürnberg mit Gelb-Rot vom Platz.

Mit zehn Mann kämpften die Tschechen in der zweiten Hälfte verzweifelt um den Verbleib im Turnier. In der 53. und 70. Minute kam es erneut zum Juve-Duell Nedved gegen Buffon, das der überragende italienische Torhüter jeweils für sich entscheiden konnte. Auch die „Squadra Azzurra“ hatte noch gute Torszenen, die sie, um im Achtelfinale weiter erfolgreich zu sein, auch mal erfolgreich abschließen sollte.

Tschechiens Trainer Karel Brückner nannte als Gründe für das unerwartete Ausscheiden die vielen Ausfälle in seiner Mannschaft – darunter der schmerzlich vermisste Stürmer Jan Koller, der wegen eines Muskelfaserrisses zusehen musste. „Es sprachen viele Faktoren gegen uns und dazu auch noch wir selbst“, sagte Brückner. JH

Tschechien: Cech - Grygera, Rozehnal, Kovac (78. Heinz), Jankulovski - Poborsky (46. Stajner), Rosicky, Nedved, Polak, Plasil - Baros (64. Jarolim) Italien: Buffon - Zambrotta, Cannavaro, Nesta (17. Materazzi), Grosso - Perrotta, Pirlo, Camoranesi (74. Barone), Gattuso - Totti - Gilardino (60. Inzaghi) Schiedsrichter: Archundia (Mexiko) Zuschauer: 50.000 Tor: 0:1 Materazzi (26.), 2:0 Inzaghi (87.)Gelbe Karten: Polak / GattusoGelb-Rote Karte: Polak (47.) / -