„Das Herz schlägt auch für Deutschland“

Kaya Yanar, Comedian („Was guckst du“) begrüßt die Migranten-Patriotismus-Debatte.

taz: Herr Yanar, Sie schauen auch WM?

Kaya Yanar: Selbstverständlich! Ich schaue fast alle Spiele und genauso selbstverständlich halte ich zu Deutschland. Bei den anderen Spielen bin ich für das Team, das den Sieg ver- dient.

 Sie gehören also zu den neuen Patrioten? Oder weshalb sind Sie für Deutschland?

Deutschland ist meine Heimat, und somit bin ich mit ihr emotional verwurzelt. Mit Togo verbinde ich nun mal nicht viel. Und es lebt sich fröhlicher in einem Land, das gerade Weltmeister geworden ist.

 Würden Sie sich eine Deutschland-Fahne ans Auto stecken oder ans Haus hängen?

Das Problem ist, ich habe weder Auto noch Haus. Nur einen WM-Schal, den ich aber nicht anziehe, weil es draußen zu warm ist. Die Flaggen sehe ich sehr gerne, sind so schön bunt.

 Was bedeutet es, dass diesmal sehr viele Deutschtürken deutsche Fahnen schwenken?

Das bedeutet, dass sie für die Türkei keine Fahne schwingen können. Im Ernst, vielen geht es wie mir: Das Herz schlägt auch für Deutschland.

 Werten Sie die Beflaggung als ein Zeichen, dass Deutschtürken sich der Bundesrepublik zugehöriger fühlen?

Definitiv. Die neue Patriotismusdebatte ist gesund für die Nation. Je klarer das Verhältnis der Deutschen zu ihrem Land ist, desto einfacher wird die Integration für Ausländer. Ein neues Wir-Gefühl wäre eine neue Chance.

Was bleibt von diesem Wir-Gefühl, wenn die WM zu Ende ist?

 Die WM bietet eine gute Gelegenheit, zusammenzukommen. Man verlässt sein gewohntes soziales Umfeld und kommt unter die Leute. Da sitzt der Türke neben dem Deutschen neben dem Italiener neben dem Ukrainer im Stadion oder vor der Glotze in der Kneipe, und alle fiebern sie mit. Man hat Spaß, lernt sich kennen, liegt Arm in Arm besoffen in der Ecke. Diese Freundschaften halten fürs ganze Leben. INTERVIEW: SUSANNE LANG

KAYA YANAR, 33, Comedian, geboren in Frankfurt/Main, ist türkisch-arabischer Herkunft. In seiner Fernsehsendung „Was guckst du“ spielt er mit Klischees aller kulturellen Gruppen