Käufer fürs eigene Haus

Übernahme von Orkla-Media durch Finanzinvestoren könnte scheitern – und zwar an der Deutschen Bank

Der geplante Verkauf der norwegischen Orkla-Mediengruppe an David Montgomery und dessen Investorengruppe Mecom könnte kurz vor Vertragsschluss scheitern. Wie die Osloer Tageszeitung Dagbladet meldet, scheint sich die Deutsche Bank bei diesem möglichen Geschäft in einer zweifelhaften Doppelrolle zu befinden. Die Bank war von Orkla als finanzieller Berater angeheuert worden – die Rede ist von einem Beraterhonorar von mindestens 14 Millionen Euro –, soll aber gleichzeitig drittgrößter Eigentümer von Mecom sein. Laut Dagbladet besitzt sie 5,35 Prozent der Mecom-Aktien. Wie die norwegische Zeitung weiter wissen will, soll diese Tatsache dem Orkla-Konzern bislang nicht bekannt gewesen sein. Ende letzter Woche war öffentlich geworden, dass Mecom an der Übernahme von Orklas Mediensparte interessiert ist (taz berichtete).

Uffe Gardel, Gesamtbetriebsrat der dänischen Beschäftigten von Orkla-Media gegenüber der Kopenhagener Tageszeitung Berlingske Tidende: „Das würde ja bedeuten, dass ein Makler ein Haus über einen Strohmann selbst kauft.“ Und er verlangt eine klare Auskunft nicht nur zu dieser Frage, sondern insgesamt zu den Verkaufsabsichten: „Darauf hat die Öffentlichkeit in Norwegen, Dänemark und Polen, wo Orkla ein großer Medienakteur ist, ein Recht.“

Laut Luc Van Liederkerke, Präsident des European Business Ethics Network, ist es zwar nicht ungewöhnlich, dass eine Investitionsbank bei solchen Geschäften auf beiden Seiten des Tischs sitzt. Doch sagte er gegenüber Dagbladet: „Wenn die Deutsche Bank selbst Miteigentümer des einzigen Bieters bei diesem Geschäft sein sollte, müsste sie das natürlich von sich aus öffentlich machen. Aber oft glaubt man in solchen Fällen, dass das niemand herausfindet, und verschweigt das erst einmal.“

Die Unklarheiten zum finanziellen Hintergrund haben der Kritik am möglichen Orkla-Verkauf an Montgomery neuen Schwung gegeben. Nach mehreren BelegschaftsvertreterInnen sprachen sich nun erstmals auch zwei Chefredakteure norwegischer Orkla-Zeitungen gegen das geplante Geschäft aus.

In Deutschland, wo Mecom u. a. die Berliner Zeitung besitzt, gab es nach der Übernahme massive Proteste gegen die neuen Eigentümer, die für ihre drastischen Renditevorgaben gefürchtet sind. Für Donnerstagnachmittag, nach Redaktionsschluss dieser Seite, war in Oslo ein Treffen aller norwegischen und dänischen Betriebsräte mit Daniela Vates, Mitglied des Redaktionsrats der Berliner Zeitung, vorgesehen. Und in der Nachrichtensendung des norwegischen Fernsehens NRK wollte Orkla-Vorstandsmitglied Stein Erik Hagen erstmals zumindest nicht mehr ausschließen, dass der Verkauf platzen könnte. REINHARD WOLFF