Polnisches Emsland

Das „vergessene“ Thema polnisch besetztes Emsland, das Kolja Mensing in zwei taz.mag Beiträgen vorgestellt hat (zuletzt das Interview mit dem polnischen Historiker Jan Rydel im taz.mag vom 20. Mai), beschäftigt weiter die Leser. Franz Josef Krafeld schreibt uns: „Da ich selbst aus dem Kreis Lingen im Emsland stamme und mich in meiner Jugend intensiver mit der Heimatgeschichte und mit meiner Familiengeschichte beschäftigt habe, sind mir die polnischen Zwangsarbeiter, die polnischen displaced persons und später sogenannten polnischen Flüchtlinge ebenso bekannt wie die Polentransporte in Emsland-KZs ab 1939 – und natürlich die Mauern des Verschweigens nach 1945, auf die ich außerhalb der Familie fast überall traf. Aber nie habe ich von einer polnischen Besatzung gehört. Meine Frage daher: Welches Gebiet umfasste die? Wirklich das gesamte Emsland, also die damaligen Kreise Aschendorf-Hümmling, Meppen und Lingen? Oder vielleicht nur das nördliche Emsland? Oder gab es im Süden vielleicht eine weniger spürbare Besatzung?“ Nach Kolja Mensings Erkenntnisstand „umfasste das polnische Besatzungsgebiet mehr oder weniger das gesamte Emsland, auch den Kreis Lingen. Dort war die Divisionsartillerie untergebracht, das 1. Motorisierte Artillerieregiment. Die Soldaten müssen dort auch auf jeden Fall in Erscheinung getreten sein. Unter anderem waren sie dafür zuständig, in Lingen den Militärflughafen zu bewachen. In dem Buch von Jan Rydel findet sich darüber hinaus unter anderem ein kurioser Verweis auf ‚Fuchsjagden‘, die die polnischen Offiziere im Herbst 1946 bei Löningen, Lingen, Essen und Herzlake organisiert haben. Insgesamt gilt: In vielen emsländischen Orten erinnert man leider nicht gerne an die Zeit der polnischen Besatzung. Oral history ist darum ziemlich schwierig.“