Bekenntnisse

„Ich bin ein sehr schüchterner, harmoniebedürftiger, schwacher, liebenswürdiger, hilfsbereiter, hilfebedürftiger Mensch – und von allem das Gegenteil.“ (Frank Schirrmacher 1991 gegenüber Herlinde Koelbl)

„„Man sieht wirklich, wie das Uhrwerk in diesem Staat tickt. Zum Beispiel gibt es wirklich so etwas wie eine feine Gesellschaft, die sich nur über Medien definiert – über die Bunte, die Bild-Zeitung und irgendwelche Talkshows in Sat 1. Die entscheiden, wer in Deutschland en vogue ist. Ich bin immer verblüfft, wenn bei solchen Anlässen tatsächlich Leute wie der Bundesaußenminister Kinkel auftauchen.“ (1994 im Koelbl-Interview)

Wir sind Anarchisten, allerdings im Sinne Ernst Jüngers: Anarchie als wildes Denken, wobei ich hier ausdrücklich nur von mir und nicht für meine Kollegen rede.“ (2001 im Spiegel, zum Start der Sonntagszeitung)

„Wir sind mittelständische, aber eigenständige Unternehmen – die letzten, die auf überregionalem Gebiet übrig geblieben sind.“ (2005 im MediumMagazin über FAZ und Spiegel)

„Aber der Eigensinn, die totale Subjektivität und der Wille, für etwas einzutreten: das ist Feuilleton, das ist Literaturkritik. Dazu gehört übrigens auch der Spleen.“ (2003 im Buchreport.Magazin) – „Auf der Bühne des Feuilletons muss es Helden, Schurken, die wunderschöne Frau und den gesamten Kosmos der Heiligen Familie mit tragischem Hintergrund geben. Und das muss jeden Tag neu inszeniert werden.“ (ebd.)

Suche dir so schnell wie möglich eine Frau, sei nett zu ihr, denn um Frauen wird gekämpft werden müssen in der Zukunft, weil sie knapp werden! Und gründe rechtzeitig eine möglichst große Familie.“ (2006 im Spiegel, als Rat an seinen Sohn)

Anmerkungen zu Fests Buch „Hitler“ – Vortrag an der Harvard University, mündliche Fassung:

„Meine sehr geehrten Damen und Herren,

Sie haben mich hierher eingeladen, um von mir in einer Stunde etwas über die Geschichtsschreibung in Deutschland, insbesondere aber über ihr Verhältnis zur erzählenden Literatur in Erfahrung zu bringen. Sie haben nämlich gehört, dass es in Deutschland eine Debatte um die Darstellungsformen der Geschichte gegeben hat, des Weiteren einen Streit über den Auftrag des Historikers und sein Verhältnis zur Öffentlichkeit. Doch dies alles würde Sie, obgleich in Harvard lebend, wenig oder nur am Rande interessieren, wenn die Wörter ‚Geschichte‘ und ‚Deutschland‘ nicht einen Schatten werfen würden, der auch über dem Jahre 1988 liegt: Es sind die Schatten Hitlers, des Nationalsozialismus, des Dritten Reichs, der Vernichtung der Juden, des Zweiten Weltkrieges. Wo es um solche Zusammenhänge geht, wird man hellhörig, auch wenn es um vorgeblich ‚technische‘ Aspekte einer Wissenschaft geht. Und Sie erwarten deshalb von mir einige Ausführungen, die auch den Reflexionsstand meiner Generation markieren. Ist der Nationalsozialismus für diese Generation überhaupt noch ein historisches Problem? Oder ist er ebenso verschwunden und abgelebt wie das Personal, das er für einige Zeit auf die Bühne brachte? Und Sie fragen mich – noch immer referiere ich den Erwartungshorizont, der meinen Vortrag hier begleitet –, ob ich Ihnen etwas zu jener Biografie sagen könnte, die Joachim Fest, heute Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, 1973 vorlegte. […]

Bei aller akademischen Vorsicht, die an diesem Orte wahrlich am Platze ist, und in genauer Kenntnis der Rezeption in den letzten 15 Jahren, stelle ich folgende These auf:

1. die Hitler-Biografie von Fest ist intellektuell, ästhetisch und politisch das einflussreichste Werk, das seit 1945 in Deutschland veröffentlicht worden ist. […]“