Der demografische Wandel erreicht die taz

TAZ-INTERN Redakteur Rolf Lautenschläger schafft das biblische Alter von 60 – als Erster in der taz.Berlin

„Ihr seid doch alle um die 30, wohnt in Friedrichshain und hört nur Elektro-Pop.“ Das war – sinngemäß verkürzt – das, was die Berlin-Redaktion vor einiger Zeit bei einem Treffen mit Leserinnen und Lesern hörte. Aber es trifft die Sache nicht so ganz. Denn das mit dem Elektro-Pop ist Auslegungssache, in Friedrichshain wohnt die Mehrheit der Redaktion eben nicht, und dass das mit dem „um die 30“ nicht stimmt, belegt am besten der erste Redakteur, der es am heutigen Freitag schafft, in der taz.Berlin 60 zu werden: Rolf Lautenschläger, Experte für Kulturpolitik und Architektur.

1989 kam er, vorher unter anderem Filmemacher, als Architekturkritiker zur taz, seit 1991 ist er Redakteur im Berlin-Ressort. Das muss man erstmal hinkriegen in einer Zeit, in der der Trend zu dauerndem Wechsel geht; wo der unselige Spruch allgegenwärtig ist, man müsse „Raus aus der Komfortzone!“ Bleiben statt von Redaktion zu Redaktion zu hoppen, heißt schließlich nicht vergreisen, weder körperlich noch geistig, was sich beim Kollegen Lautenschläger unter anderem darin zeigt, dass er aus einem friedrichshainfernem Vorort zur Redaktion in der Rudi-Dutschke-Straße radelt, gut ein Dutzend Kilometer.

Die Rente mit 67 ist ja nicht jedermanns Sache, aber in diesem Fall hat sie auch ihr Gutes: So bleibt der Kollege uns und dem ganzen Blatt noch ein paar Jährchen länger erhalten. Denn neben vielen jungen Hüpfern und Mittvierzigern auch einen 60er dabei zu haben, ist durchaus auch ein strategischer Vorteil bei einer Zeitung, der zwar weiter ein alternativ-jugendliches Image anhaftet, deren Durchschnittsleser aber auch schon hoch in den 50ern ist. TAZ