DAS ENTSCHEIDENDE DETAIL
: Alles gesagt

COMING-OUT Ganz nebenbei macht Umweltministerin Barbara Hendricks ihr Lesbisch-Sein öffentlich. Beiläufig, selbstverständlich und sehr elegant!

Der Satz versteckt sich im Mittelteil. In einem Porträt in der Rheinischen Post über die neue Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) schreibt der Reporter über ihren Umzug von Kleve nach Berlin. Und weiter: „Deshalb wird sie heute mit ihrer Lebenspartnerin auch das Silvesterfest in der deutschen Hauptstadt verbringen.“ Barbara Hendricks ist also lesbisch. In dem Artikel wird das nicht weiter thematisiert, ihr Outing ist nur eine kleine RANDBEMERKUNG, natürlich mit ihr abgesprochen. Hendricks hat für ihr Outing einen ganz anderen Weg gewählt als etwa Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit. Der rief 2001 auf einem SPD-Parteitag einen Satz ins Mikrofon, der zum geflügelten Wort wurde: „Ich bin schwul – und das ist auch gut so.“ Der Satz, mit dem sich Barbara Hendricks jetzt geoutet hat, wird sich nicht einbrennen ins kollektive Gedächtnis. Sie hat ihn nicht einmal selbst gesagt, sie lässt ihn schreiben. Beiläufig, selbstverständlich. Charmanter und unaufgeregter geht es kaum. Hendricks’ Outing zeigt einen veränderten Umgang mit Homosexualität. Es ist entspannter geworden in Deutschland, es ist kein großes Ding mehr, lesbisch zu sein oder schwul. Es reichen wenige Worte. Nachfragen andere Medien dazu beantwortet Hendricks nicht. Wieso auch, es ist doch alles gesagt. PAUL WRUSCH