Zahme Monster

POLITTALK Nach Murren freuen sich immer mehr ARD-Gremien auf Günther Jauch. Sie haben Großes vor

Die „Gremlins“ sind zahm geworden: Als 2006 der erste Versuch, Günther Jauch heim zur ARD zu holen, am Widerstand der Aufsichtsgremien gescheitert war, rechnete der RTL-Star beleidigt mit den „Gremien voller Gremlins“ ab: Die hätten sich als „drittklassige Bedenkenträger“ geriert. 2010 ist alles anders: Der NDR-Rundfunkrat gab bereits grünes Licht für Jauchs Heimkehr, dessen Karriere beim BR begonnen hatte. Jauch wird ab Herbst 2011 von Anne Will den Polittalk im Ersten übernehmen, und statt Bedenkenträgerei gibt es jetzt Artigkeiten: „Die ARD hat sich die Zusammenarbeit mit einem der beliebtesten Fernsehmoderatoren sichern können“, sagt die NDR-Rundfunkratsvorsitzende Dagmar Gräfin Kerssenbrock. Ein „Gewinn“ für das Gremium: Jauch verzichtet auf „Werbeaktivitäten“ und auf „Stern TV“ bei RTL.

Er soll dem Ersten aus der einen oder anderen Verlegenheit helfen – etwa in Sachen großer Fernsehshow. „Natürlich sähen wir Günther Jauch auch gern im Unterhaltungsbereich“, sagt WDR-Intendantin Monika Piel, die als designierte ARD-Vorsitzende mit Jauch verhandelt hatte. Konkretes vereinbart sei aber nicht. Jauch hat bindende Verträge mit RTL – und die ARD wohl kaum das nötige Geld, ihm Ähnliches zu bieten. „Jauchs großes Interesse“, so Piel, „lag klar im Informationsbereich und im Polittalk nach dem ‚Tatort‘ “.

Die WDR-Gremien müssen dem Deal Anfang Juli noch zustimmen. Die Vorsitzende des WDR-Rundfunkrates, Ruth Hieronymi, hat bereits Klärungsbedarf angemeldet. Eng mit Jauch verknüpft wurde der Sendetermin für die „Tagesthemen“ wochentags ab 22.15 Uhr. Das schrottet wohl den Sendeplatz von WDR-Polittalker Frank Plasberg mittwochs, was im WDR-Rundfunkrat für Unruhe sorgt. Wirklichen Ärger dürften die Gremlins aber nicht machen.

STEFFEN GRIMBERG