kati kriegt die krise
: Zwei zottelige Verlierer: die Melancholiker Nedved und Goleo

Überall herrscht trügerisch gute Laune, dabei gibt es jetzt täglich neue Dramen und Niederlagen und damit auch sehr traurige Verlierer. Pavel Nedved etwa. Der wunderbare Fußballer mit dem wehenden Blondhaar, das nach verkorkster Dauerwelle aussieht. Früher war so ein Zottelkopf im Fußball eher verbreitet und machte Männer berühmt, allen voran: Valderrama, die Dramaqueen der Zottel. Heute tragen WM-Fußballer adretten Kurzhaarschnitt, geschorenen Schädel, gegelten Pferdeschwanz. Alles schick, bisschen langweilig.

Nur der Schwede Wilhelmsson trägt eines dieser spillerigen Nackenzöpfchen, bei denen man nie weiß, ob sie wegen einer Wette wachsen oder ob der Mensch daran einen derart verloren gegangenen Geschmack hat. Auf der Suche nach Geschmack ist man bei Nedved ja auch. Er erinnert schon sehr an – Goleo. Vielleicht hat die Ähnlichkeit ihn runtergezogen, zwei zottelige Melancholiker. Goleo ist von den gescheiterten Wesen der Welt bekanntlich eines der traurigsten. Außer einem Ball, der sprechen kann, und den Mainzelmännchen, die nicht sprechen können und mit denen er manchmal rumtollen darf, hat er keine Freunde gefunden. Angeblich war der kleine Goleo sogar gesundheitsgefährdend, aber diese Gemeinheit darf einstweilen nicht mehr verbreitet werden. Als Gast in Fernsehstudios wird er trotzdem verspottet, sogar von wirklich hässlichen Fantasietierchen. Goleo hat sich nie unterkriegen lassen. Er sieht gleichbleibend traurig und lächerlich aus, aber inzwischen mit Würde. Würdevolle Lächerlichkeit muss man auch erst mal hinkriegen. Und so kommt nun seine große Zeit, denn wer könnte den Verlierern besser Trost spenden als der, der es überlebt hat, der erste und lächerlichste unter ihnen zu sein? Eines Tages werden die sich ärgern, die keinen gesund machenden Goleo bei sich haben. Aber dann ist es zu spät.