„Patriotismus? Quatsch, das ist normal“

YILDIRAY BASTÜRK , Fußballprofi (Hertha BSC) ist in Deutschland geboren, lebt hier und ist bei der WM für Deutschland. Ach, so: Und er ist türkischer Nationalspieler (42 Länderspiele). Warum nicht deutscher?

taz: Herr Bastürk, in Deutschland wird über einen bei der WM neu aufgekommenen Patriotismus diskutiert. Was denken Sie darüber?

Bastürk: Das ist alles Quatsch. Es ist doch völlig normal, wenn man für sein Land ist und auch eine Fahne schwenkt.

 Haben Sie schon mal eine ähnliche Debatte in der Türkei mitbekommen?

Nein. Das wäre undenkbar. Da hat jeder eine Fahne.

 Sehen sie keine Gefahr, die dahinter stecken könnte?

Wenn bewusst etwas Schlechtes dahinter steckt, dann ist das natürlich schlimm. Aber ich glaube das nicht und finde, man kann sich davon die positive Stimmung nicht kaputtmachen lassen. Die Leute wollen doch, dass Deutschland Weltmeister wird, und dann unterstützt man das auch.

Was beobachten Sie bei Ihrer türkisch-deutschen Peer-Group? Sind die für Deutschland?

 Auf jeden Fall. Die leben hier, viele sind hier geboren und mit Deutschland sehr verbunden.

Sind Sie persönlich auch für Deutschland?

 Ja, sicher!

Sie sind ja ebenfalls in Deutschland geboren. Wieso spielen Sie für die Türkei?

 Ich habe schon in der Jugend, mit 16, angefangen, in der türkischen Auswahl zu spielen. Damals gab es noch die Regelungen, dass man danach nicht mehr wechseln kann. Der DFB war einfach zu spät.

Interview: Bastian Henrichs