Liberaler Zockerfreund

Der Mettmanner FDP-Bundestagsabgeordnete Detlef Parr will den Markt für Sportwetten auch für Private öffnen

Persönlich hält er Sportwetten für keine besonders lohnenswerte Geldanlage. „Ich gehöre jedes Wochenende zu den Gewinnern, weil ich ganz auf einen Einsatz verzichte“, sagt Detlef Parr. Dennoch hat sich der FDP-Bundestagsabgeordnete als einer der wenigen Zockerfreunde in der deutschen Politik geoutet: In einem Antrag an den Sportausschuss des Bundestags fordern Parr und seine Fraktion eine Öffnung des Wettmarktes – und damit eine Legalisierung der von der Schließung bedrohten privaten Wettbüros.

Der pensionierte Sportlehrer und lizensierte Fußballtrainer beklagt die „Rechtsunsicherheit“, die für die Wettanbieter entstanden ist, seit das Bundesverfassungsgericht Ende März der staatlichen Wette Oddset das Monopol auf Sportwetten zugesprochen hatte. „Wir lassen die Leute im Stich, die investiert und etwas ausprobiert haben“, sagt er. Seine Interpretation des Verfassungsgerichtsurteils weicht vom Mainstream der Rechtsauslegung ab: „Ich glaube, dass die Richter den Beschluss mit Augenzwinkern gefällt haben“, sagt er. Die hohen Auflagen zur Suchtprävention, die das Gericht an Oddset gestellt habe, seien ein Handlungsauftrag für die Politik: „Oddset ist so nicht wettbewerbsfähig. Wir müssen jetzt dafür sorgen, dass der gesamte Wettmarkt bis Ende 2007 neu geordnet wird.“

Parrs Vision eines befreiten Wettmarktes sieht so aus: Die privaten Büros werden legalisiert, zahlen Abgaben und leisten zukünftig einen Beitrag für die Förderung des Breitensports. „Die Branche macht fast zwei Milliarden Euro Umsatz. Es ist unglaublich, was da für den Sport herauszuholen wäre.“

Weil die FDP diese Ansicht bisher aber recht exklusiv besitzt, werden die privaten Büros nun wohl trotzdem erst einmal geschlossen. Exekutieren wird dies in Nordrhein-Westfalen mit Ingo Wolf ausgerechnet ein liberaler Innenminister. Von Parr, mit 63 Jahren immerhin Chef der Liberalen Senioren in Wolfs Landesverband, gibt es dafür aber nur leise Kritik: „Er steckt in einer Zwickmühle. Ich habe Verständnis dafür, dass er sich an die Koalitionsdisziplin halten muss.“

Dass eine Öffnung des Wettmarktes mehr Leute dazu verführe, ihr Geld zu verzocken, hält Parr für „nicht erwiesen“. Wissen müsste er es: Der tapfere Streiter für die Wettbüros ist in seiner Fraktion als fachpolitischer Sprecher seit fünf Jahren ausgerechnet für Sucht- und Drogenpolitik zuständig. KLAUS JANSEN