Der Feind im Wohnzimmer

CHAOS COMPUTER CONGRESS

Das Problem der Überwachung digitaler Kommunikation ist nicht so schlimm wie gedacht, es ist noch viel schlimmer. Das ist die Quintessenz des 30. Kongresses des Chaos Computer Clubs, bei dem Ende Dezember über 9.000 Internetaktivisten und Computerexperten im Congress Center Hamburg zusammenkamen.

Man konnte auf diesem Treffen viel über Kryptografie lernen, also die Kunst, die Kommunikation im Internet so zu verschlüsseln, dass niemand mitlesen kann. Das schürte die Hoffnung, es gäbe eine Chance, sich der Spionage der NSA entziehen zu können. Im Laufe des Kongresses wurde aber klar, dass das eine Illusion ist. Die NSA würde alles speichern, egal ob sie es entschlüsseln könne oder nicht, hieß es. Irgendwann wäre es dann schon möglich, die Daten zu lesen.

Der Journalist Glenn Greenwald verkündete per Skype, dass es weitere Enthüllungen in Sachen Spionage geben werde. Der Internetaktivist Jacob Appelbaum hielt mit der Journalistin Sarah Harrison einen Vortrag, an dem auch Wikileaks-Gründer Julian Assange per Livestream teilnahm. Assange legte den Hackern nahe, feindliche Organisationen zu infiltrieren, um die ausufernde Überwachung der Gesellschaft zu stoppen.

Die Möglichkeiten der digitalen Spionage werden immer größer. Im letzten Jahr wurden nicht nur Fernseher von LG gefunden, die Informationen über die Sehgewohnheiten der Nutzer heimlich an den Hersteller senden, es wurden auch Wasserkocher und Bügeleisen mit einem Spionagechip im Inneren entdeckt. Die Küchengeräte sind in der Lage, sich mit einem offenen WLAN zu verbinden, Viren zu verbreiten und die Internetkommunikation zu überwachen.

Wie die Möglichkeiten der Überwachung in den Griff zu kriegen sind, ist nicht klar. Der Großteil der Programme, die wir jeden Tag nutzen, hält eine Hintertür offen für Dritte. Es müssten nahezu alle digitalen Kommunikationssysteme neu gebaut werden, wollte man die Geheimdienste und Datensammler wieder aussperren. Die Realität übertrifft längst die Alpträume der Hacker.  HDL