Die GAL kreiert ein Leitbild

Gegen wachsende Stadt (CDU) und menschliche Metropole (SPD) setzen die Grünen das Konzept „Kreative Stadt“

Leitbilder sind chic. Leitbilder sind unverzichtbar. Eine Partei, die etwas auf sich hält, braucht im Jahr 2006 einen griffigen Slogan, in den sie den Politikansatz packen kann, den sie als Eigenleistung vermarkten möchte. Der wirtschaftsfreundlichen „wachsenden Stadt“ der Hamburger CDU setzte die SPD die „menschliche Metropole“ entgegen, die den sozialen Aspekt in den Vordergrund stellt. Nun kontert die GAL. Auf einer Klausurtagung im Jagdschloss Göhrde beschloss die Hamburger Bürgerschafts-Fraktion der Grünen sich fortan mit dem Konzept der „kreativen Stadt“ in den Reigen der Leitbilder einzuordnen.

Offene Münder bei den versammelten JournalistInnen – was könnte sich nur hinter der kreativen Stadt verbergen? Ein Leitbild als Leerfomel oder doch mehr? Wilfried Maier, der stellvertretende Fraktionsvorsitzende, erklärt es so: „Die Entwicklung dieser Stadt hängt davon ab, dass wir kreative Lösungen in den Mittelpunkt stellen.“ Es gehe um „das gestalterische Element“. Den versammelten KollegInnen sieht man an, dass sie sich noch nicht viel schlauer fühlen.

Sie erfahren, dass es um neue Lösungen abseits ausgetretener Fade, um eine Vernetzung politischer Blickwinkel zu einem Gesamtkonzept gehe, bei dem die drei T’s im Vordergrund stünden. Die drei T’s ? Talentförderung, Technologiebündelung und Toleranz stecken dahinter. Und Charles Landry. Der Londoner Autor des Buches „The Creative City“ sieht etwa die Einrichtung der Fixerstuben, die Hamburg bundesweit als erste Stadt einrichtete, als kreative Antwort auf ein bestehendes, lange Zeit ungelöstes Problem.

Kreativität als Standortfaktor, getreu dem Motto, wir sind nicht links, nicht rechts sondern vorne? „Wir wissen, dass wir dieses Leitbild noch mit Inhalt und Leben füllen müssen“, betont die GAL-Fraktionsvorsitzende Christa Goetsch. Es gehe um „innovative Lösungen mit Vorbildcharakter“ auf allen politischen Feldern. Mit diesem Ansatz könnte sich die kleinste Bürgerschaftsfraktion „vom Beiboot zum Schlepper“ entwickeln, prognostiziert Goetsch.

Die versammelten Medienschaffenden rätseln hingegen in Koalitionskategorien. Steht Hamburg nun nach der Bürgerschaftswahl 2008 die wachsende kreative Stadt, die kreativ-menschliche Metropole oder gar etwa die wachsende menschliche City bevor? Eine Frage, auf die es bei der Präsentation des neuen GAL-Leitbildes allerdings keine Antwort gab.

Marco Carini