Benjamin Adrion
: Bye, Bye, Benny

Weil der eine weg will, aber nicht darf, muss der andere gehen, obwohl er bleiben will. Die Rede ist von Felix Luz und Benny Adrion – beide zurzeit noch Spieler beim Fußballregionalligisten FC St. Pauli. Der 24-jährige Luz hatte nach beeindruckenden Leistungen im DFB-Pokal zahlreiche Anfragen von Erst- und Zweitliga-Clubs vorliegen. Das Problem: Köln, Herta BSC Berlin oder Hannover 96 liebäugelten zwar damit, sich die Dienste des blonden Angreifers zu sichern. Die geforderte Ablösesumme von rund 400.000 Euro indes wollten sie nicht auf den Tisch legen.

Da St. Paulis Sportchef Holger Stanislawski den Stürmer, dessen Vertrag noch bis 2007 läuft, aber nicht unter Wert abgeben wollte, muss Luz den Karriere- und Gehaltssprung nun um ein Jahr vertagen. Da die erhoffte Ablöse nun ausbleibt, sind die Kassen von St. Pauli leer. „Durch den geplatzten Luz-Transfer haben wir wohl kein Geld, Benny Adrion zu halten“, sagt einer, der es wissen muss. So soll dem 25-jährigen Mittelfeldspieler dem Vernehmen nach heute oder morgen mitgeteilt werden, dass sein auslaufender Vertrag nicht verlängert wird.

Ein alltäglicher Vorgang – wäre Adrion den Fans nicht einer ihrer beliebtesten Akteure. Regelmäßig tauchen am Millerntor „Benny ist St. Pauli“-Transparente auf. Denn Adrion gilt als Prototyp des mündigen Fußballers, der über den Tellerrand hinausblickt – auch politisch.

Der stets strahlende Adrion rief das Projekt „Viva con Agua de Sankt Pauli“ ins Leben, mit dem eine saubere Trinkwasserversorgung an kubanischen Kindergärten finanziert wird und setzt sich für zahlreiche andere soziale Projekte ein. Mit Mitspieler Marcel Eger nahm er die HipHop-CD „Pokalfinale“ auf, die sich auf dem Hamburger Kiez beinahe kultischer Verehrung erfreut. „Ich will dem Mythos St. Pauli einen konkreten Inhalt geben“, sagt der Schwabe – und betont glaubhaft, eher die „Karriere beenden“ zu wollen, als je für einen anderen Verein als St. Pauli zu kicken. Das kommt an der Elbe gut an.

Für den Verein ist „das Herz von St. Pauli“ jedoch nur Manövriermasse bei den Etatplanungen. Niemand hat bislang mit Adrion über seine sportliche Zukunft geredet, obwohl der Sohn des Ex-Bundesliga-Profis Rainer Adrion zu den Kleinverdienern der Mannschaft gehört und nach langer Verletzungspause sogar noch zu weiteren Gehaltsreduzierungen bereit wäre.

„Wir fahren jedes Jahr zum Pokalfinale“, heißt es in dem Pokal-Song von Adrion und Eger. Sollte dem Kiez-Club dieses Kunststück in der kommenden Saison gelingen, wird Adrion wohl nur als Tourist dabei sein. MARCO CARINI