Petra Niemann rettet Segler-Ehre

Bei der Kieler Woche fährt die Berlinerin Niemann der Konkurrenz davon. Nur ein deutscher Sieg in olympischen Klassen. 2007 ff. wohl schlechtere Beteiligung am „weltgrößten Segelsport-Ereignis“

Von MARCO CARINI

Die Bilanz fiel mager aus. Einen einzigen Sieg konnten die deutschen SeglerInnen in den Wettfahrten der elf „olympischen“ Bootsklassen bei der gestern zu Ende gegangenen Kieler Woche verbuchen. Und es war in dem männerdominierten Feld ausgerechnet eine Frau, die dem Deutschen Segelverband den Titel einfuhr: Die Berlinerin Petra Niemann siegte gestern auf dem Kieler Schilksee in der „Laser Radial“-Klasse knapp vor ihrer weißrussischen Konkurentin Tatiana Drosodowskaja und der Französin Sarah Steyaert.

„In Peking will ich aufs Treppchen“, warf die glückliche Siegerin gleich nach ihrem Sieg einen Ausblick auf Olympia 2008. Dabei hatte es lange so ausgesehen, als ob sich Niemanns Karriere dem Ende zuneigen würde: Eine schmerzhafte Sehnenscheidenentzündung zwang die 27-Jährige im vorigen Jahr zu einer mehrmonatigen Wettkampfpause. Niemann dachte bereits ans Aufhören.

Jetzt ist sie wieder voll da. Und ließ ihre Konkurentinnen auf Anhieb hinter sich. Nach diesem überzeugenden Comeback will sich Niemann, die in Sydney und Athen die Plätze 13 und 10 in der Europa-Jolle belegte, nun ganz auf ihren Traum vom olympischen Edelmetal konzentrieren.

Die anderen deutschen TeilnehmerInnen an der Kieler Segelregatta müssen hingegen kleinere Brötchen backen. Einen undankbaren zweiten Platz belegte immerhin die Berlinerin Romy Kinzel in der Klasse „Neil Pryde RS-X“. Daneben erreichten die deutschen Boote noch zwei dritte, zwei vierte und auch zwei fünfte Plätze. Die Berliner Starboot-Crew Robert Stanjek/Fridhjof Kleen, die die Vorrennen noch mit einem zweiten Rang abgeschlossen hatten, belegten am Ende nach einem Fahrfehler sogar nur einen enttäuschenden sechsten Platz. Dass er „recht zufrieden“ sei, wollte dem Vizepräsident des deutschen-Segler Verbandes, Achim Griese, am Ende dann auch niemand so recht abnehmen.

Trotz der durchwachsenen Bilanz der deutschen SeglerInnen bewerteten die Organisatoren die 124. Neuauflage des maritimen Spektakels positiv. Rund 5.000 SeglerInnen aus 48 Nationen sorgten dafür, dass sich die Kieler Woche weiterhin das „größte Segelsport-Ereignis der Welt“ nennen darf. Das könnte sich aber bereits im kommenden Jahr ändern. Fehlten schon in diesem Jahr aufgrund der gleichzeitig stattfindenden Regatten des America‘s Cup zahlreiche Top-SeglerInnen, könnte der Aderlass 2007 noch schlimmer sein: Neben dem America‘s Cup stehen dann nur eine Woche später die Weltmeisterschaften in allen olympischen Bootsklassen in Portugal an. Im Jahr darauf droht dann eine „Olympia-Delle“, wenn bei den Top-SportlerInnen die Vorbereitungen auf Peking Vorrang haben. Dann dürfte es auch Petra Niemann terminlich schwer fallen, Kiel noch anzusteuern.