LESERINNENBRIEFE
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Danke für eure Initiative

■ betr.: „Kohle? Nein danke!“, taz vom 2. 1. 14

Wunderbar, liebe taz, dass ihr das in die Hand nehmt.

Am besten gefällt mir „Sonnenbrand statt Kohleland“: Es ist kein Nein oder was Alternativloses oder Abstraktes wie „Nein danke“ oder „Klimaschutz statt …“. Und „Energiewende, ja bitte“, das ist mir ein Allgemeinplatz, zu dem man einfach nicht Nein sagen kann so wie zu „Freibier für alle“. „Sonnenbrand statt Kohleland“ wäre vielleicht noch etwas zu glätten, wer will schon schmerzhaften Sonnenbrand, viele in Nordrhein-Westfalen wollen durchaus ein Kohleland, nur muss man die Kohle ja nicht verbrennen, sondern kann sie veredeln zu Medikamenten oder Farben.

„Nachhaltig neu schaffen statt Fossilien raffen“ ist ebenso ungehobelt, also muss das geschärfte Eisen in die Hand genommen werden.

„Erneuerbar ist wunderbar“, „Fossilstromdreck, der muss weg“.

Die Energiewende braucht ein einprägsames Motto! Danke für eure Initiative! HUBERT LAMBERTI, Bermel

Hört endlich auf

■ betr.: „Kohle? Nein danke!“, taz vom 2. 1. 14

„Fuck Coal“, lautet der Text, der um eine Hand mit ausgestrecktem Mittelfinger angebracht ist, aus dem wie aus einem Schlot Rauchwolken aufsteigen. Weil es „cool“ ist, werden englische Ausdrücke unreflektiert und unkritisch übernommen, so auch „fuck“ als Schimpfwort. Es wird überhaupt nicht überlegt, was für ein Verständnis von Sexualität sich darin ausdrückt, welche Vorstellung von Sex hier transportiert wird: Wer fickt, ist überlegen, wer gefickt wird, unterliegt, liegt unten. Was heißt es, wenn Sex als Herabsetzung und Erniedrigung verstanden und angedroht, wenn Sexualität zum Schimpfwort wird, Sieg und Unterwerfung durch den Geschlechtsakt symbolisiert werden? Was sagt es über diejenigen, die vorgeben, gesellschaftskritische, menschen- und umweltfreundliche Ziele zu vertreten wie die Abkehr von der Kohle als fossilem Energieträger, die Abschaffung von Rassismus oder den Widerstand gegen den Kriegsdienst? Wie sind sie einzuschätzen, wenn sie sich einer Sprache bedienen, die Unterwerfung durch Sexualität zum Inhalt hat?

Das Benutzen öffentlicher Verkehrsmittel ohne gültigen Fahrschein als „Schwarzfahren“ zu bezeichnen, gilt als rassistisch, wird aus dem eigenen Sprachgebrauch verbannt. Ein vergleichbares Bewusstsein fehlt innerhalb der alternativen Szene völlig, wenn es um Sexualität geht, und zwar bei Männern wie bei Frauen. So entsteht ein sexualitätsfeindliches Klima. Hört endlich auf, zum Ficken aufzufordern, wenn ihr eure Kritik ausdrücken wollt! Hört endlich auf, Unliebsamem den Mittelfinger zu zeigen!

URSULA G. T. MÜLLER, Kiel

Tagesreise würde ich das nicht nennen

■ betr.: „Ist die Bahn besser als früher?“, taz vom 2. 1. 14

Als Erfurter und Eisenbahner im Ruhestand kann ich das so nicht stehen lassen. Richtig, heute braucht ein Intercityexpress der Deutschen Bahn von Berlin nach Erfurt gut zweieinhalb Stunden. Aber: Noch bis 1990 fuhr der Städteexpress der Deutschen Reichsbahn von Berlin nach Erfurt knapp vier Stunden. Tagesreise würde ich das nicht nennen.

Der Satz: „Nach der Wiedervereinigung mussten zwei unterschiedliche Bahnsysteme zusammengeführt werden, wobei wenigstens die Spurbreite die gleiche war“, ist ein Widerspruch in sich. Etwas Wiedervereinigtes war ja mal „eins“. Die DDR-Reichsbahn hat bekanntlich die Spurweite nicht geändert (etwa auf russische Breitspur). Glücklicherweise haben sich die beiden deutschen Bahnbehörden in Wirklichkeit nicht so schwergetan mit der Wiedervereinigung/Vereinigung wie die beiden deutschen Staaten nach dem Mauerfall. Die Strukturen und die Menschen (die „Eisenbahner“) hatten mehr Gemeinsamkeiten, als landläufig angenommen wurde.

Wikipedia zur Bahnreform 1994: „Umwandlung von Bundesbahn und Reichsbahn in eine neue, privatrechtlich organisierte Eisenbahngesellschaft des Bundes, der Deutschen Bahn AG“. Die taz: „Vor 20 Jahren wurde aus der Behörde Bundesbahn eine profitorientierte Aktiengesellschaft“, und: „Mit der Bahnreform zum 1. Januar 1994 wollte die Politik mehrere Ziele erreichen: Integration der Reichsbahn …“ DIETER STOMPE, Erfurt

Von Bahnreform kann keine Rede sein

■ betr.: „Ist die Bahn besser als früher?, taz vom 2. 1. 14

Die Pro-und-Kontra-Akteure kommen bei der Diskussion der Bahnreform, durch die ausschließliche Fixierung auf betriebswirtschaftliche Belange nicht zum Grundsätzlichen. Denn eine Bahnreform ist ohne Einbettung in eine Verkehrsreform, diese ohne Einbindung in die Energiewende, die wiederum ein Teilaspekt des Klimawandels ist – also ohne Betrachtung des Panoramas kann von Bahnreform keine Rede sein. Doch dieses Panorama haben wir vor 25 Jahren noch nicht gesehen. Worum geht es heute? Es geht um die weitestmögliche Umstellung von Verkehrsleistungen auf erneuerbaren Strom, weg vom CO2-Ausstoß. An dieses Ziel traut sich keine noch so große Koalition. So müssen wir stärkere Folgen des Klimawandels erleiden um die „große Transformation“ als unumgängliche Aufgabe zu begreifen.

KLAUS WARZECHA, WIESBADEN