Zigaretten stinken
: Wir sind Mehrheit

betr.: „Die Ausgrenzung der Raucher“

Liebe Bettina Gaus, wir Nichtraucher stellen in diesem Land die Mehrheit. Einer Minderheit dieser Mehrheit gehöre ich an: jener, die Rauch eklig findet und körperlich darauf reagiert. Die Gesellschaft brauche Normen, die Abwehrhaltung gegen das Rauchen sei Ersatz für etwas anderes, so schrieben Sie. Es gehe um eine Art Gemeinschaftsgefühl der Nichtraucher. Sie stellen sich als Raucherin offenbar so wenig den Fakten, dass Sie überinterpretieren.

Meine Haltung zu Tabak ist auf Erfahrungen begründet. Als meine Mutter mit mir schwanger war, hat sie nur langsam mit dem Rauchen aufgehört. Raucherkinder neigen oft zu Hautproblemen, da Rauchen Zellen schädigt. Ich leide unter einer leichten Form von Neurodermitis. Als ich auf der Welt war, rauchte meine Mutter weiter, mein Vater hat nie aufgehört. Ich reagierte darauf mit Bronchitis. Sagte mit sechs, als man mich zum Zigarettenholen schickte: „Nein! Ich bin nicht euer Dealer!“ Startete im Erstlesealter meine eigene Nichtraucherkampagne, unterstützt von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, die lag auf dem Schulweg. Klebte überall Rauchfrei-Zeichen hin, hängte Plakate auf mit „Die duften Typen, die nicht rauchen“, darauf ein cooler Bobby, der von zwei Hippie-Mädchen im Minirock angemacht wird. Das waren die wilden 70er, Kinder durften ihre Meinung sagen – und meine Eltern, beide Akademiker, hörten langsam mit der Qualmerei auf.

Bis heute habe ich nie auch nur eine einzige Zigarette geraucht. Dafür bin ich de facto in der kalten Jahreszeit ausgegrenzt – und die währt in Berlin bekanntlich lang! Ich war zweimal im Leben in einer Disco. Und noch nie im Café Burger. CAROLINE ELIAS, Berlin