ÖPNV für Liebhaber

Bereits vier Monate vor der Premiere wird in Bochum mit dem Aufbau einer fahrbaren Opernbühne begonnen

Mit den Soldaten hat man es nie leicht. Bei der Ruhrtriennale rumort es deshalb bereits mächtig und in der Bochumer Jahrhunderthalle geht es zu, wie beim Bau der Pyramiden – wuselig. In der bislang aufwändigsten Produktion in der Geschichte des Mega-Kultur-Events sollen im Oktober dann die 900 Zuschauer auf einer fahrbaren Tribüne entlang einer 120 Meter langen Mittelbühne die Stationen des Musikdramas „Die Soldaten“ von Bernd Alois Zimmermann erleben. Neu ist die Idee nicht. Opernfreaks werden sich erinnern. Den Ring-Zyklus von Richard Wagner gab es auch schon einmal mit fahrbarer Zuschauertribüne in einer NRW-Industriehalle. Jürgen Flimm nutzte sie 2004 in Bayreuth für „Siegfried“, mit einem Hinweisschild „Fafnerblick“.

Als Bernd Alois Zimmermann 1960 die Partitur seiner Oper „Die Soldaten“ dem Kölner Operndirektor vorlegte, fällte der schnell sein Urteil: unspielbar. Fünf Jahre später wurde Zimmermanns Werk dann doch an der Kölner Oper uraufgeführt, es folgte ein Siegeszug durch die berühmten Häuser. Vierzig Jahre später werden „Die Soldaten“ erstmalig in einer Industriehalle realisiert. Als Menschen- und Materialschlacht. Allein im Orchester der Bochumer Symphoniker unter Steven Sloane wirken 120 Musiker mit.

Seit Pfingsten haben die Techniker für den fahrbaren Bühnenwagen bereits rund 800 Meter Schienen in der Halle verlegt. Doch die Fußbodenheizung könnte leiden: „Bei einer ausverkauften Vorstellung kommt bei dieser Materialschlacht inklusive der Zuschauer ein Gewicht von 130 Tonnen zusammen“, sagt Achim Niekel, der technische Projektleiter. Dafür würden die Zuschauer aber die Musik zeitweise von zwei Seiten hören und einen Sensurround-Sound erleben. Das Orchester wird nämlich im Seitenschiff und im angrenzenden Flügel Platz finden. PEL