Die andere Medienfigur

Das ZDF verlängert den Vertrag mit Johannes B. Kerner – inklusive Genehmigungspflicht für seine Werbeauftritte. Und der Fernsehrat, der erst Freitag diskutiert, ist vor vollendete Tatsachen gestellt

VON STEFFEN GRIMBERG

Sie können voneinander nicht lassen: Johannes B. Kerner und das ZDF. Von den Nachrichtenmenschen einmal abgesehen, grinst einen kein anderes Gesicht des Mainzer Senders häufiger an: viermal in der Woche die „JBK“-Show, dazu der Einsatz im Sport und ein paar Extra-Events. Und weil das so bleiben soll, hat das ZDF die Verträge mit Kerner bis Ende 2009 verlängert.

Das ist kühn: Schließlich wollte sich das am Freitag tagende höchste ZDF-Gremium, der Fernsehrat, noch einmal mit der Kontroverse um die Werbeauftritte des freien ZDF-Mitarbeiters Kerner, vor allem sein Trommeln für den Börsengang der Fluglinie Air Berlin, befassen. Jetzt kann der Fernsehrat von Intendant Markus Schächter nur noch die Vollzugsmeldung entgegennehmen, garniert immerhin mit einer neuen Spielregel: Künftig müssen sich auch freie Mitarbeiter Nebentätigkeiten und vor allem Werbeauftritte genehmigen lassen. Bislang galt dies nur für Festangestellte, bei Kerner & Co. genügte „Anzeigepflicht“.

Formal ist das ZDF-Vorgehen völlig okay – über millionenschwere Vertragsverlängerungen wie bei Kerner entscheidet nicht der 77-köpfige Fernseh-, sondern der für Haushaltsfragen zuständige, wesentlich kleinere Verwaltungsrat der Anstalt. Und dass sie beim Thema Kerner und Werbung nur noch nachklappen können, stört nicht sonderlich: Auch der Fernsehrat habe schließlich ein Interesse daran, dass Kerner dem ZDF erhalten bliebe, sagt dessen Vorsitzender, der CDU-Politiker Ruprecht Polenz (siehe Interview). Mit der Genehmigungspflicht seien zudem die Forderungen des Gremiums berücksichtigt worden.

In der FAZ hatte sich Kerner gestern auch schon ganz einsichtig gezeigt: „Ich mache mir viele Gedanken darüber, ob es richtig ist, was ich tue. Im besten Fall funktioniert das wie eine Art Frühwarnsystem. Aber auf meinem Radar war das Problem nicht erkennbar“, so Kerner, der die ganze Diskussion trotzdem „für ein wenig verlogen“ hält.

Wie übrigens auch ZDF-Programmdirektor Klaus Bellut. Er ist für Kerners Show zuständig – und nicht etwa ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender, der sagt: „Ein Journalist wirbt nicht.“ Kerner sei eben eine „andere Medienfigur“ als die, „die mein Kollege Brender mit seiner Bemerkung trifft“, zitiert die FAZ Bellut. „Ich halte es für weltfremd, von ihnen, die einen hohen Medienwert haben, zu fordern, ganz auf Werbung zu verzichten.“