Folge vier: Hannover Scorpions

Die Welt des Sports und die Welt der Tiere stehen einander nahe – nicht nur, dass es auf den Plätzen Schwalben gibt und die Spieler Gras fressen, nein, auch die Namen ganzer Teams sind in der Tierwelt zu Hause. Wie passt das zur jeweiligen sportlichen Realität? Heute: Hannover Scorpions

Skorpione sind genügsam. Finden sie über längere Zeit keine Beute, verlangsamen sie einfach ihren Stoffwechsel um ein Drittel. In der ehemaligen Eishockeymetropole Hannover hat man sich diese Strategie zum Vorbild genommen. Von der Deutschen Eishockey Liga (DEL) runter in die Oberliga Nord haben die Scorpions ihren Spielbetrieb geschraubt.

Natürlich lag es nicht an zu wenig Insekten, sondern an zu wenig zahlenden Zuschauern. Durchschnittlich 3.114 Eishockey-Fans kamen in der letzten DEL-Saison zu den Heimspielen in die TUI-Arena. Viel zu wenig für die große Halle, die in Sachen Sport seit Jahren als Verlustgeschäft gilt. Die Scorpions fuhren ihren Stoffwechsel gehörig herunter, verkauften ihre DEL-Lizenz an die Schwenninger Wild Wings und gaben die TUI-Arena als Spielstätte auf. Heute tritt die Mannschaft ohne teure Vollprofis in der dritten Liga an – und zwar draußen in Langenhagen, vor den Toren der Landeshauptstadt.

Wüstenskorpione fressen in Dürrezeiten kaum mehr als ein Insekt – pro Jahr wohlgemerkt. Manche Arten können sogar bis zu zwei Jahre lang auf Nahrung verzichten. Sie bleiben übrigens trotzdem gefährlich. Nähert sich Beute, springen sie blitzschnell auf und stechen zu.

Auch hierzu gibt es Parallelen: Die Scorpions sind Spitzenreiter der Oberliga – mit sieben Punkten Vorsprung auf die Rostocker Piranhas und sogar elf auf den ewigen Lokalrivalen Indians. Der Aufstieg ist trotzdem nicht das Ziel. Die Verantwortlichen wollen den Stoffwechsel lieber gedrosselt halten.  BIG