Bauern gegen Damm

Die deutsche Ingenieurfirma „Lahmeyer International“ wirkt im Sudan an einem umstrittenen Staudamm mit

BERLIN taz ■ Willkürliche Verhaftungen, Massaker und Zwangsumsiedlungen: Das Merowe-Staudammprojekt im Sudan wird ohne Rücksicht auf die lokale Bevölkerung vorangetrieben. Und das alles unter deutscher Führung. Planung und Koordination der Bauarbeiten obliegen nämlich der Ingenieur-Firma Lahmeyer International, die ihren Sitz in der hessischen Kleinstadt Bad Vilbel hat. „Als Generalunternehmung ist Lahmeyer verantwortlich für die Dinge, die im Sudan geschehen“, sagt Ulrich Delius von der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV). „Aber die Firma versucht nicht einmal, die Anliegen der lokalen Bevölkerung zu verstehen.“

Der 1,8 Milliarden Dollar teure Merowe-Damm soll bis 2008 fertig gestellt werden. Dazu müssen rund 50.000 Kleinbauern und Nomaden umgesiedelt werden, weshalb das Projekt auf Widerstand stößt. „Die lokale Bevölkerung ist nicht per se gegen den Staudamm“ sagt Delius. „Sie verlangt bloß, an den Entscheidungen beteiligt und für ihre Verluste ausreichend entschädigt zu werden.“

Doch viele der Umsiedler wurden einfach in unwirtliche Wüstenstreifen verfrachtet, wo sie seither am Rande des Elends leben. Als die Zurückgebliebenen anfingen, sich den Umsiedlungen zu widersetzen, reagierte die sudanesische Regierung mit harter Hand. So wurden am 22. April 2006 drei Zivilisten von der Polizei erschossen und 50 weitere verletzt.

Die Firma Lahmeyer scheine dies nicht zu stören, erklärt Delius. „Die sind völlig unempfindlich.“ Der Betrieb weise jede Mitverantwortung zurück und mache die Bevölkerung selbst für die Massaker verantwortlich. Unbeeindruckt bereitet Lahmeyer ein Deutsch-Sudanesisches Wirtschaftsforum vor, das von der deutschen Botschaft unterstützt wird und – welch ein Zufall – ausgerechnet in Bad Vilbel stattfindet. DBO