15.000 Aktivisten bei Sozialforum erwartet

ZIVILGESELLSCHAFT In Istanbul beginnt heute das Europäische Sozialforum. Die Bewegung will sich vernetzen

BERLIN taz | Hinfahren und bitte schön was lernen: Um die europäischen Sozialbewegungen zu stärken, kommen ab Donnerstag TeilnehmerInnen aus ganz Europa beim Europäischen Sozialforum in Istanbul zusammen. Bis zum Sonntag werden rund 15.000 Menschen aus Gewerkschaften, Nichtregierungsorganisationen und sozialen Bewegungen erwartet. In rund 300 Veranstaltungen sollen die Vernetzung der europäischen Sozialbewegungen und vor allem das Krisenmanagement der europäischen Regierungen im Mittelpunkt der Debatten stehen.

Tadzio Müller vom Bündnis Climate Justice Action hängte die Erwartungen an das Forum hoch: „Wenn die globalisierungskritischen Bewegungen aus Europa jetzt keine Antworten auf die massiven Sparattacken der europäischen Regierungen finden, befördern sie sich selbst in den Mülleimer der Geschichte.“ Das Sozialforum in der Türkei müsse nun dazu genutzt werden, die grenzüberschreitenden Vernetzungen zwischen den nationalen Protestbewegungen voranzubringen.

Doch Moment mal: Nationale Protestbewegungen? Davon kann in Deutschland ja nur bedingt die Rede sein. Seit den Sparankündigungen der Regierung gingen in Deutschland nur einmal rund 40.000 Menschen am 12. Juni zu Protesten auf die Straße. In Griechenland dagegen legten erst am Dienstag protestierende Menschen im ganzen Land mit einem Generalstreik das öffentliche Leben weitgehend still. In Frankreich waren in der vergangenen Woche bis zu 2 Millionen Menschen zu Massenprotesten gegen die Erhöhung des Rentenalters auf die Straße gegangen. In Spanien rufen Gewerkschaften für September zu einem landesweiten Generalstreik auf.

Kurz: Gerade den deutschen GewerkschaftsvertreterInnen schadet der Austausch sicher nicht. So sind VertreterInnen der IG Metall, von Ver.di und der GEW, aus der DGB-Jugend rund 80 Mitglieder in die Türkei gereist. Deren Bundesvorstandsmitglied Jessica Heyser sagte der taz: „Im Jugendbereich hat sich die Vernetzung mit unseren Kolleginnen und Kollegen aus anderen europäischen Ländern vor allem über die Sozialforen entwickelt. Daran wollen wir in Istanbul anknüpfen.“ MARTIN KAUL