Joachim Treusch, neuer Präsident der IUB
: Hirn auf Wanderschaft

Als „Hirn von Jülich“ beglückwünschte ihn die Redaktion von bild der wissenschaft in einem Sonderdruck im vorigen Herbst. Da wurde Joachim Treusch, Physiker und seit 16 Jahren Vorstandschef des Forschungszentrums Jülich, 65. Pensionsalter im öffentlichen Dienst.

Von Samstag an könnte der umtriebige Möchte-nicht-Rentner, der sämtliche Aufsätze von und über sich jahrgangsweise gebunden im Regal stehen hat, sich als das „Hirn von Bremen-Grohn“ profilieren. Dort löst er den früheren Staatssekretär im Forschungsministerium, Fritz Schaumann, als Präsident der International University Bremen (IUB) ab, der einzigen vom Wissenschaftsrat akkreditierten Privatuni Deutschlands.

Treusch ist ein Überflieger: mit 29 Professor, sechs Jahre später Prorektor der Uni Dortmund. Er war Präsident der Deutschen Physikalischen Gesellschaft und Vorsitzender der Helmholtz-Gemeinschaft, Mitglied im Technologierat von Helmut Kohl, sitzt in unzähligen Stiftungen und Beiräten. Aber er ist kein Betriebswirtschaftsexperte. Kapitalstock, Bilanz, Beiträge – damit hatte auch Joachim Treusch Schwierigkeiten. „Nicht verstanden“ habe er das, als er vor drei Jahren in den IUB-Aufsichtsrat kam, gesteht er. Die finanzielle Situation der Uni: ein Buch mit sieben Siegeln. Gestört hat es ihn wenig. Auf Schaumann, einst Student an der Uni Dortmund und später Staatssekretär im Forschungsministerium, sei stets Verlass gewesen, gibt er an, er habe ihm „vertraut“.

Die Folgen bekommt Treusch nun buchstäblich auf den Tisch: Von dem 250 Millionen Euro schweren Kapitalstock, den Vorgänger Schaumann einst gelobte anzuhäufen, ist fünf Jahre nach dem Start der Privatuni noch nicht einmal ein Drittel vorhanden. Was das für die IUB bedeutet, die eigentlich die Hälfte ihrer laufenden Kosten mit dem Zinsertrag der Kapitalanlage decken wollte, dürfte auch Treusch schnell begreifen. Mit Geld verhält es sich schließlich bisweilen wie mit Energie.

Und der Energiesatz, erklärt der Physiker im Nebensatz, „ist eigentlich ganz einfach: Von nichts kommt nichts.“ sim