Kunstrundgang
: Harald Fricke schaut sich in den Galerien von Berlin um

Fremdkörper, bis 6. 8., Di. bis So. 12–19 Uhr, Kunstraum Kreuzberg/ Bethanien, Mariannenplatz 2

Rechts hängen T-Shirts im Spalier, die mit Kassettenrekordern vernetzt sind; nebenan spielt ein Computer Schach mit Figuren, die Industriemächten und Schwellenländern zugeordnet sind; und auf einer interaktiven Computerinstallation kann man sich durch einen Buchstabensalat klicken, der die Willkür nationaler Grenzen repräsentiert. Kein schlechter Einstieg für eine Ausstellung, die sich „Fremdkörper“ nennt. Schließlich geht es dem Projekt, an dem im Kunstraum Kreuzberg unter anderen Institutionen aus Moskau, Vilnius oder Skopje beteiligt sind, um die Frage, wie der europäische Integrationsprozess vorankommt.

Noch ist Osteuropa da eher skeptisch. Jovan Balov zeigt in seinem Videofilm, wie sich sämtliche Nationalismen auf dem Balkan im Donner von Kriegsbildern vermischen. Vana Urosevic, die aus Bessarabien stammt, stellt in ihrer Installation „Phobia“ jede festgelegte künstlerische Herkunft als Angstszenario dar, weshalb Meret Oppenheims Pelztasse und schillernde Käfer durch ihre Fotos und Objekte geistern. Und in Alma Skersytes Dia-Projektion ist eine Hochhausfassade das gesichtslose, also beliebige Raster aus einem Alltag, der keine individuellen Züge mehr zulässt.

Manchmal aber macht sich auch die Kunst locker. Zum Beispiel bei Magdalena Natalia Kwiatkowska, die obskure Objekte im Stadtraum platziert und die Reaktionen der Anwohner fotografiert. Oder bei Jesper Alvaer, der die winzige Community der Vietnamesen in Prag ganz alltagsbezogen bei einem Tänzchen im Park gefilmt hat. Hier wird die kulturelle Integration tatsächlich zu einer Handreichung zwischen Kunst und Leben. Danach kommt man wieder zum Schachspiel von Slavica Janaskieva aus Mazedonien zurück. Noch ist der westliche König nicht gefallen, aber er steht arg unter Bedrängnis.