Furchtlose Autoren am Werk

KATALOGE Einige Lieblings-Quotes aus den Herbst-Vorschauen der Verlage

Gerade ist es heiß draußen. Aber drinnen in den Verlagskatalogen und hinten auf den Leseexemplaren ist es noch viel heißer. Es stapelt sich vorab das Herbstprogramm auf dem Redaktionstisch, und es ist ja mal wieder irre, mit welchen Quotes die bald erscheinenden Bücher begleitet werden. „Hier ist ein furchtloser, radikaler Autor am Werk, dem es ums Ganze geht“ – solche Sätze, zu Dutzenden am Stück gelesen, machen einen ganz kirre. Irgendwann wäre einem ein furchtsamer, pragmatischer Autor, dem es nur um seine Geschichte geht, auch ganz recht.

Es gibt aber auch hübsche Sachen. „Er ist einer der erfolgreichsten und einer der vielseitigsten deutschen Schriftsteller der Gegenwart“ steht auf dem Rückcover zu Bernhard Schlinks neuem Buch (erscheint im August) – ist das wirklich als Lob gemeint? Und auf der Katalogseite zu Norbert Gstreins „Die ganze Wahrheit“ (auch August) heißt es: „Er führt auf meisterhafte Weise Beobachtungen, Emotionen und Erinnerungen zusammen.“ Schön und gut, aber dafür steht da nichts darüber, dass es sich hier um einen Schlüsselroman über Suhrkamp handelt und also vor allem Suhrkamp-Beobachtungen und Suhrkamp-Erinnerungen zusammengeführt werden – allerdings: wer es weiß, schmunzelt halt ein bisschen, und nachdem das Buch längst im Deutschlandfunk hoch und runter diskutiert wurde, kann es jeder wissen; das ist schon sehr fein gemacht. Dagegen klingt der Satz „Jonathan Franzen ist das größte Sprachtalent, das die amerikanische Literatur seit John Updike hervorgebracht hat“ (neuer Franzen Mitte September) geradezu altbacken.

Der coolste Quote dieser Saison steht aber auf dem neuen Buch von Stephan Wackwitz („Fith Avenue“, Mitte Juli): „Ich habe Stephan Wackwitz mit der größten Bewunderung gelesen.“ Auf die Unterschrift kommt es hier an: J. M. Coetzee. Ein Ritterschlag von einem der Größten! Toll. Auch die taz wird gequotet. Zum Beispiel mit dem Satz „Es ist absolut notwendig, immer wieder Max Goldt zu lesen“. Dazu können wir prima stehen, das muss ja auch wirklich immer wieder gesagt werden. DRK