LESERINNENBRIEFE
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Es ist beklemmend

■ betr.: „Töchter der Berge“, taz vom 6. 1. 14

Es ist beklemmend, wenn Frauen in bestimmten kurdischen Dörfern nur die Wahl zwischen Zwangsehe und PKK-Kämpferin gelassen wird. Von der taz erwarte ich aber, dass sie eine solche Wahl zwischen Pest und Cholera auch als solche kennzeichnet und nicht Frauen, die darauf trainiert werden, andere Menschen zu töten, als „Töchter der Berge“ romantisiert. Wie viele der PKK-Kämpferinnen sind umgekommen, verstümmelt, traumatisiert worden? „Sterben Frauen im Kampf, werden sie als Märtyrerinnen verehrt, sogar noch stärker als Männer.“ Was für ein perverser Trost, den die taz uns da bietet.

UTE FINCKH, Berlin

Bedürftigen soll geholfen werden

■ betr.: „SPD und CSU streiten über Zuwanderung“, taz vom 3. 1. 14

Warum machen die Christsozialen und ihre Freunde die Solidarität an der Herkunft von Menschen fest? Solidarisch ist man oder man ist es nicht, das macht man nicht an Herkunft und Pass fest.

Bedürftigen sollte immer geholfen werden, wenn man es kann, und Betrug immer sanktioniert werden. Das gilt dann aber auch für Bischöfe, Bundespräsidenten, Abgeordnete, Bürgermeister, Ministerpräsidenten, Minister und Bundeskanzler, deren Gehälter und Pensionen, die ich auch zahlen muss, egal ob sie gut oder schlecht gearbeitet haben und bei welchen Lügen sie ertappt worden sind.

MARKUS MEISTER, Kassel

Landleben ohne Bahn

■ betr.: Pro und Contra: „Ist die Bahn besser als früher“, „Ja“ von Richard Rother, taz vom 2. 1. 14

Es geht hier nicht ums Würstchen, sondern um die Bezahlbarkeit von Bahnreisen. Früher waren die Züge voller alter Damen auf dem Wege zu irgendeiner Hochzeit oder Beerdigung, heute ist diese Gruppe wie ausgestorben, sie können die Bahn nicht mehr bezahlen, der Sonderkartendschungel vergällt ihnen das Reisen. Um 1989 war ich jahrelang autoabstinent, man kam auch mit Bahn und per Rad aufs Land. Heute ist das Landleben mit einer Bahn, die kaum Räder mitnimmt und jeden zweiten Landbahnhof abgeschafft hat, unmöglich geworden. ELISABETH MEYER-RENSCHHAUSEN, Berlin

Sand im Getriebe der Sparpolitik

■ betr.: „Aigner kommt, Konflikt bleibt“, taz vom 6. 1. 14

Schulden sind nicht immer vom Teufel. Gibt es eine sinnvollere Investition als die Energiewende, die uns eines Tages von Atom und Kohle unabhängig macht? Ich bin kein Freund von Ilse Aigner, aber eine solche Investition mit Krediten zu finanzieren, ist absolut legitim, Schuldenbremse hin oder her.

Da fehlt mir das Verständnis für den skeptischen Kommentar von Hannes Koch, der sich ganz auf der Ebene restriktiver Fiskalpolitik bewegt. Ilse Aigners Vorschlag ist weder feige noch mutlos oder bequem, er ist Sand im Getriebe der Sparpolitik.

ULRICH VARWIG, Duisburg

CSU drückt der Klimawandel

■ betr.: „Energie: Preisbremse versus Schuldenbremse. Aigner will Strompreis deckeln“, taz vom 6. 1. 14

Was sagt uns Frau Aigners Profilierungsaktion? Auch die CSU drückt der Klimawandel. Dabei wissen wir aus Studien verschiedener, voneinander unabhängiger Fraunhofer-Institute: erneuerbare Energien sind letztendlich preiswerter als Energien aus fossilen Rohstoffen. Das träfe in Deutschland heute schon zu für Strom von Windrädern an Land und großen PV-Anlagen, wenn Kohle/Atom nicht mit ca. 15 Milliarden Euro jährlich unterstützt würden.

Wir subventionieren also seit Langem weltweit den Klimawandel. Bleiben wir bei der fossilen Energiegewinnung, so wird der Klimawandel mit den sich abzeichnenden Auswirkungen wirklich. Von daher ist es erfreulich, dass die Energiewende auch die CSU tangiert, zumal deren Koalitionspartner zurzeit diese Albträume kalkulierend verdrängen. KLAUS WARZECHA, Wiesbaden

Europagegner sitzen in Brüssel

■ betr.: „Alles auf Anfang in der Linkspartei“, taz vom 7. 1. 14

Klar: Die schlichten ideologischen Parolen in der Präambel des Europaprogrammentwurfs der Linken bedürfen tatsächlich der Überarbeitung und Differenzierung, um zu zeigen, wie glühende Europa-Anhänger sich ein demokratisches, soziales, ökologisches und friedliches Europa vorstellen.

Wer tatsächlich „ein anderes Europa“ will mit einem Politikwechsel beim „Friedensnobelpreisträger EU“ – und darum geht es bei der EU mit ihren Demokratiedefiziten, ihrer wirtschaftlichen, sozialen Krise und ihrer anhaltenden Sinnkrise –, sollte in der Tat die Alternativen und Reformerfordernisse auch Punkt für Punkt benennen.

Das ändert aber nichts an der richtigen Analyse, dass die EU mit ihrer neoliberalen Lissabon-Strategie und einseitigen Binnenmarktfixierung, ihrer Lobbyhörigkeit, ihrer Militär- und Flüchtlingspolitik und ihrer Demontage des europäischen Sozialmodells sich selber als größter Europagegner mit Verfälschung des Europagedankens entpuppt. Die wahren Europagegner sitzen in Brüssel, nicht etwa in der Zivilgesellschaft. WILHELM NEUROHR, Recklinghausen