Fässer kommen unter die Lupe

ATOMMÜLL Die Inspektion der Lagerräume unter dem AKW Brunsbüttel beginnt. Nach Niedersachsen wird der schwach- und mittelradioaktive Abfall frühestens 2021 verlegt

Knapp zwei Jahre nach der Entdeckung eines durchgerosteten Atommüll-Fasses hat gestern eine Kamera-Inspektion der unterirdischen Lager auf dem Gelände des stillgelegten Atomkraftwerks Brunsbüttel (Kreis Dithmarschen) begonnen. Der Kieler Atomaufsicht zufolge ist es wahrscheinlich, dass weitere Fässer so „stark von Rost befallen sind, dass sie nicht mehr ohne Weiteres angehoben und zum Zwecke der Umverpackung entleert werden können“.

In sechs Kavernen würden 631 Fässer mit schwach- und mittelradioaktiven Betriebsabfällen aus dem Leistungsbetrieb des Reaktors aufbewahrt, teilte der AKW-Betreiber Vattenfall in Berlin mit. Die Entdeckung des durchgerosteten Fasses durch den TÜV Nord hatte Fragen nach der Sicherheit aufgeworfen.

In einer Kaverne waren nach Angaben der Aufsicht im Jahre 2012 bis zu 500 Millisievert Strahlenbelastung je Stunde gemessen worden. Ein Arbeitnehmer in einem AKW darf maximal 20 Millisievert Strahlung im Jahr ausgesetzt sein. Die Kieler Reaktorsicherheitsbehörde erklärte gestern, es sei „bisher zu keiner Gesundheitsgefährdung für das Personal oder die Bevölkerung gekommen“.

Die jetzt begonnene Inspektion der Kavernen dürfte mehrere Wochen dauern. Je nach Ergebnis muss der Atomaufsicht zufolge AKW-Betreiber Vattenfall eine wirksame Bergungseinrichtung konstruieren: Damit sollten „auch stark verrostete Fässer angehoben und deren Inhalt in sichere Behältnisse umverpackt werden“.

Zu Endlagerung sollen die Fässer in den Schacht Konrad bei Salzgitter (Niedersachsen) gebracht werden. Die dortige Anlage hätte bis Ende der 1990er-Jahre fertiggestellt werden sollen, es kam aber immer wieder zu Verzögerungen. Vattenfall zufolge rechnet das Bundesumweltministerium derzeit mit einer Inbetriebnahme nicht vor 2021.

Daher drohe der Standort in Brunsbüttel „zum schleichenden Endlager“ zu werden, beklagte die CDU-Fraktion im Kieler Landtag. Die Landesregierung aus SPD, Grünen und SSW müsse sich dafür einsetzen, dass Niedersachsen endlich seine „Blockadehaltung“ aufgebe.  (dpa)