Fabrik entgeht Stillstand

KULTURPOLITIK Die Kulturbehörde und die Fabrik stehen vor einer Einigung: Der Geschäftsführer muss nicht kurzfristig gehen, Subventionen gibt es weiter

Das neue, noch zu erarbeitende Konzept soll alle bisherigen Zuschüsse der Stadt miteinbeziehen

Es scheint ein sensibler Prozess zu sein, den die Verhandlungsführer des Kultur- und Kommunikationszentrums Fabrik und die Kulturbehörde in diesen Tagen durchlaufen. Scheibchenweise dringt an die Öffentlichkeit, dass man sich einig sei – aber spruchreif sei noch nichts. Dennoch lässt sich nach taz-Informationen prophezeien: Die Fabrik wird weiter existieren, sie wird weiter von der Kulturbehörde finanziell gefördert und sie wird sich dafür nicht um 180 Grad drehen müssen. Der Konflikt scheint überwunden.

Anlass der Verwerfungen war ein Schreiben der Kulturbehörde, das die Fabrik Ende Mai erreichte. Darin hieß es, die Behörde werden sich nur dann für weitere finanzielle Zuwendungen einsetzen, wenn kurzfristig Vorstand, Aufsichtsrat und Geschäftsführer ausgewechselt würden. Außerdem solle ein neues Konzept erarbeitet werden, um der „kontinuierlich defizitären wirtschaftlichen Entwicklung“ der Fabrik entgegenzuwirken. Im Klartext: Horst Dietrich, Gründer und Geschäftsführer der Fabrik, sollte seinen Posten räumen und der Konzertbetrieb sollte mehr Geld einspielen – was wohl nur mit einem am Mainstream orientierten Programm möglich gewesen wäre.

Die Pläne der Behörde und ihr Umgang mit der Fabrik stießen auf mannigfaltige Kritik. Schnell gründete sich eine Initiative namens „Kultur für alle“ zum Erhalt der Ottenser Institution, ferner meldeten sich Kulturpolitiker, Lehrer und Künstler zu Wort. Der Tenor: Die Fabrik sei nicht nur wegen ihres Musikprogramms, sondern vor allem auch wegen ihrer offenen Kinder- und Jugendarbeit immens wichtig für den Stadtteil. Immer Werktags ab 12 Uhr treffen sich in der Fabrik Kinder und Jugendliche unter anderem zum Töpfern, Kochen, Fotografieren und Theater-Spielen. Die Stadt fördert die Fabrik mit jährlich 549.000 Euro, die im Gesamtbudget des Hauses 20 Prozent ausmachen.

Was Kulturbehörde und Fabrik nun zur Unterschriftsreife bringen wollen, klingt wie ein Kompromiss: Geschäftsführer Horst Dietrich, 75, gibt seinen Posten zwar auf, aber erst zum 40. Geburtstag der Fabrik im Juli 2011. Bei der Suche nach einem Nachfolger bietet die Behörde Unterstützung an und das neue, noch zu erarbeitende Konzept soll erstens alle bisherigen Zuschüsse miteinbeziehen und zweitens nur eine Empfehlung für den Vorstand sein.

Heikel wird noch die Frage sein, inwieweit sich die Sparpläne des Senats für den Haushalt 2011 und 2012 auf die Kultur auswirken werden. Die Fabrik könnte es auf diesem Weg noch kalt erwischen. Mit Sicherheit wäre sie dabei aber nicht allein. KLI