Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Die Hitze steigt, die Spannung auch. Ob Deutschland am Ende doch Fußballweltmeister wird? Die größeren und kleineren Bühnen schließen unterdessen, auch das Theater muss ja mal Ferien machen. Nur die kleinen Open-Air-Bühnen konkurrieren, wer die schrillsten Shakespeare-Auffühungen zu bieten hat: das Hexenkessel Hoftheater im Monbijoupark, wo ab nächsten Montag „Romeo und Julia“ auf den bewährten Liebestod zusteuern und man auf vorab verbreiteten Fotos schon mal sehen kann, dass Tybalt aussieht wie der vermisste Drilling von Tom und Bill Kaulitz. Im Sinne der Sommermärchen-Stimmung sorgt dieser Tybalt dann auch dafür, dass der Liebestod ausfällt und stattdessen geheiratet werden kann. Im Heimathafen Neukölln hat die Berliner Shakespeare Company Quartier bezogen und zeigt die Domestizierungs-Lovestory „Die Zähmung der Widerspenstigen“, in der die alte Hierarchie der Geschlechter verteidigt wird, ab Donnerstag in der nächsten Woche wieder. Zum Abschied von der Fußball-WM und auch der Spielzeit veranstaltet die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz nach dem WM-Spiel am Samstag ein Konzert unter dem Titel „Elektrisches Kraut“, wo es dann Cluster und Von Spar zu hören gibt. Die Musik fängt natürlich nicht vor dem Ende des Spiels um den dritten Platz an, das zuvor gemeinsam im Public Viewing verfolgt werden kann. Wer sich an diesem Tag lieber eine volle Pollesch-Dröhnung gönnen möchte, kann beim Volksbühnen-Open-Air in Pankow am Samstag von 21 Uhr bis circa 2 Uhr morgens (das wäre dann schon Sonntag) alle drei Teile der Ruhrtrilogie an einem Stück sehen: „Tal der fliegenden Messer“, „Cinecittà Aperta“ und „Der perfekte Tag“. Wobei der perfekte Tag eigentlich erst Sonntagabend so richtig perfekt werden kann: weil dann Deutschland vielleicht Fußballweltmeister wird.

■ „Romeo und Julia“: Hexenkessel Hoftheater, ab Mo.

■ „Die Zähmung…“: Heimathafen Neukölln, 15.-17. Juli

■ Elektrisches Kraut: Volksbühne, Sa.

■ „Ruhrtrilogie I–III“: Volksbühne Open Air Pankow , Sa.