ROTE ERDE
: Der Mief in der Kabine

nimmt eine alte Witterung auf

ANDREAS RÜTTENAUER

Männerschweiß, Bier, das Duftwasser von Angela Merkel und das Duschzeug gerade eben körpergepflegter Sportler. Wie es wohl gerochen hat in der deutschen Kabine nach dem Spiel gegen Argentinien, frage ich mich gerade. Und da war noch mehr: der Körpergeruch von DFB-Boss Theo Zwanziger, vielleicht niedergekämpft mit dem selben Deodorant, das auch der Chef der deutschen Fußballliga, Reinhard Rauball, benutzt. Ja, die deutschen Fußballer hatten viel Besuch nach ihrem großen Sieg. Und dann wehte da noch der Mief der alten Zeiten durch die Katakomben des Greenpoint Stadium von Kapstadt. Denn auch Gerhard Mayer-Vorfelder durfte hautnah miterleben, wie glückliche Männer nach dem Sieg ihre Körper aneinandergedrückt haben.

Gerhard Mayer-Vorfelder? Ja, den gibt es auch noch. Und er durfte da sein, wo er war. Denn der frühere Präsident ist immer noch Vize des Deutschen Fußball-Bundes. Den kann man nicht einfach so entfernen lassen aus der Kabine wie den englischen Fan, der nach dem 0:0 der „Three Lions“ gegen Algerien plötzlich den Spielern gegenüberstand. Und der DFB, zu dessen Delegation Mayer-Vorfelder gehört, wird sich dafür auch nicht vor einem südafrikanischen Gericht verantworten müssen, so wie der englische Journalist, der den unangekündigten Kabinenbesuch des englischen Fans eingefädelt haben soll.

Nein, der Mann, der seine politische Karriere als Adlatus des vormaligen NS-Hinrichtungs-Richters Hans Filbinger begonnen hat, der meinte, die Deutschen hätten 1998 auch Weltmeister werden können, wenn man seinem Land 1918 nicht die Kolonien weggenommen hätte, der als Kultusminister Baden-Württembergs den Kindern alle drei Strophen der Nationalhymne hat beibringen lassen wollen, der einst sagte: „Was wird aus der Bundesliga, wenn die Blonden über die Alpen ziehen und statt dessen die Polen, diese Furtoks und Lesniaks spielen?“ Dieser Mann stand am Samstag in der Kabine und feierte mit Lukas Podolski, Miroslav Klose und Pjotr Trochowski. Es muss gewaltig gestunken haben in der Kabine.

Derweil hat Margit, die von unbegabten Gesichtschirurgen zur Wiedergängerin von Hildegard Knef operierte Frau von Gerhard Mayer-Vorfelder, im Hospitality-Bereich des Stadions wahrscheinlich mit dem Autogramm angegeben, das sie Mick Jagger auf der Ehrentribüne abgerungen hat. Auf Safari waren die Mayer-Vorfelders übrigens auch schon in Südafrika, habe ich gehört. Ich nehme mir vor, mir von diesen stinkenden Sockenriechern am deutschen Erfolg die Vorfreude aufs Halbfinale nicht nehmen zu lassen.