44.500 Helfer, 6.500 Schiffe, 113 Flugzeuge gegen Ölpest

BP Desaster im Golf von Mexiko kostet Konzern bereits drei Milliarden Dollar, Expertentipp: Loch atomar sprengen

NEW ORLEANS/LONDON afp/dpa/taz | Nach dem Durchzug des Hurrikans „Alex“ sind die Aufräumarbeiten im Öl-verpesteten Golf von Mexiko wieder angelaufen. Nach Angaben der US-Küstenwache schöpfen seit Sonntag wieder Schiffe vor der Küste des Bundesstaats Louisianas das Öl aus dem Wasser, schwimmende Barrieren wurden neu ausgelegt. In den Bundesstaaten Alabama, Mississippi und Florida mussten die Schiffe wegen des Wellengangs vorerst in den Häfen bleiben. Insgesamt sind laut dem BP-Konzern 44.500 Helfer, mehr als 6500 Schiffe und 113 Flugzeuge im Kampf gegen das aus einem lecken Bohrloch sprudelnde Öl im Einsatz.

Die Hoffnungen konzentrierten sich auf den taiwanesischen Riesentanker „A Whale“, der in großen Mengen Öl aus dem Meer abschöpfen soll. Der Tanker sei inzwischen vor Ort und werde derzeit getestet, sagte ein BP-Sprecher. Das Schiff hat die Größe von vier Fußballfeldern und soll bis zu 80 Millionen Liter ölverschmutztes Wasser am Tag aufsaugen und reinigen können. In den vergangenen zehn Wochen konnten alle eingesetzten Schiffe zusammen nur gut 100 Millionen Liter säubern.

BP teilte am Montag mit, dass der Konzern in Folge der Explosion der Ölplattform „Deepwater Horizon“ Ende April rund 3,12 Milliarden Dollar ausgegeben hat. Darin seien die Kosten für die Eindämmung des Ölteppichs, die Säuberung verseuchter Küsten sowie erste Entschädigungszahlungen enthalten. Bei dem Konzern gingen nach eigenen Angaben 95.000 Forderungen nach Schadenersatz ein. Bislang habe BP rund 47.000 Forderungen beglichen, was mit 147 Millionen Dollar zu Buche geschlagen habe.

Das Unternehmen erklärte, es sei noch „zu früh“, um die endgültigen Kosten zu kalkulieren. Die von Experten geschätzten Gesamtkosten liegen zwischen 30 und 100 Milliarden Dollar. Seit der Havarie hat sich der Börsenwert von BP mehr als halbiert.

Dies weckt auch Begehrlichkeiten von Investoren. So hat unter anderem die französische Total Interesse an Teilen des BP-Geschäftes angemeldet. Doch auch eine Übernahme durch andere Ölkonzerne nach der Schließung des Bohrloches wird laut Financial Times nicht mehr ausgeschlossen. Der renommierte Ölmarktanalyst Jeff Rubin ging im Interview mit dem Standard aus Österreich davon aus, dass BP „sehr wahrscheinlich pleite gehen oder übernommen“ wird.

Um ein feindliche Übernahme abzuwehren hat das Unternehmen laut Sunday Times Staatsfonds in Abu Dhabi, Qatar und Kuwait kontaktiert. Auch eine strategische Beteiligung eines Konkurrenten käme in Betracht. Demnach geht es um ein Aktienpaket in Höhe von fünf bis zehn Prozent der Unternehmensanteile. Eine Kapitalerhöhung um bis zu sechs Milliarden Pfund werde angestrebt.

Unterdessen empfehlen Experten aus Russland und den USA eine atomare Sprengung des Bohrlochs. „Ich weiß nicht, worauf BP wartet. Sie verschwenden ihre Zeit“, sagte der frühere langjährige russische Atomenergieminister und Physiker, Victor Michailow zu Reuters. „Man braucht nur rund zehn Kilotonnen atomare Sprengkraft und das Problem ist gelöst.“ Auch, Matthew Simmons, früher Energieberater des Ex-US-Präsidenten George W. Bush, sprach sich für diesen Schritt aus.