Unterschlupf bei Ver.di

OBDACH Die ehemaligen Bewohner der Eisfabrik fordern nun Hilfe von der Gewerkschaft

Ohne feste Wohnanschrift keine Arbeit, ohne Arbeit keine Wohnung

Die ehemaligen Bewohner der Eisfabrik haben die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di um Unterstützung bei der Beschaffung von Wohnungen und Jobs gebeten. Die 23 obdachlosen Bulgaren suchten am Donnerstag die Bundeszentrale in Mitte auf. Auf einem Transparent machten sie ihre Forderung klar: „Eisfabrik-Bewohner-innen wollen Wohnungen und keine Räumung.“

Bei einer spontan einberufenen Pressekonferenz sagte der Berliner Ver.di-Vize-Chef Roland Tremper zu, die Gewerkschaft werde auf Wunsch der Betroffenen einen Runden Tisch organisieren und moderieren. Die Bulgaren dürfen eine symbolische Nacht bei Ver.di verbringen. Sie sagten zu, am Freitag die Bundeszentrale zu verlassen.

Die 23 Bulgaren hatten etwa zwei Jahre lang in selbst gebauten Hütten in der Eisfabrik-Ruine gelebt. Nachdem die Fabrik wegen baulicher Mängel Ende Dezember geräumt wurde, war die Gruppe zunächst in einer Kirche, dann auf Kosten des Bezirks in Hostels untergekommen. Am Mittwoch stellte der Bezirk die Bezahlung weiterer Übernachtungen ein und verwies die Bulgaren auf Obdachlosen- und Notunterkünfte in der Stadt.

Ver.di sei als unmittelbarer Nachbar der Eisfabrik ein natürlicher politischer Partner, sagte Sara Walther vom Unterstützerkreis „Bündnis Zwangsräumungen verhindern“. Nach der versagten Hilfe durch den Bezirk seien alle ratlos gewesen, wie es weiter gehen solle. Die Gewerkschaft solle helfen, dass die Betroffenen nicht einfach wieder in die Anonymität abgeschoben würden, wie es beim Bezirk Mitte geschehen war. Eine Lösung sei einfach: Der Bezirk oder der Senat sollten den Obdachlosen eins der vielen leerstehenden Häuser zur Verfügung stellen, die der Liegenschaftsfonds verwalte.

Vertreter der Bulgaren betonten, dass die Notunterkünfte keine Alternative seien. Dort hielten sich Alkoholiker und Junkies auf. Zudem seien nur vereinzelte Plätze in den Unterkünften frei gewesen. Sie möchten jedoch als Gruppe in Familienverbänden zusammenbleiben. Bisher hätten sie vor allem vom Flaschen- und Papiersammeln gelebt. Das müssten sie nachts machen und bräuchten tags einen sicheren und warmen Platz zum Schlafen und für ihr Gepäck.

„Wir brauchen jetzt warme Wohnungen“, sagte Veselin Acnov. Ohne feste Wohnanschriften bekämen sie keine Arbeit, ohne Arbeit könnten sie keine Wohnungen mieten. (dpa)