FLUGTICKETGEBÜHR: UNGLAUBWÜRDIGES GEJAMMER DER DEUTSCHEN
: Subventionen, um Malaria zu verbreiten

So unterschiedlich hört sich Solidarität an. Zunächst Frankreich: Paris schlägt auf Flugpreise ab heute eine Solidaritätssteuer auf, um Aids, Malaria und Tuberkulose in Entwicklungsländern zu bekämpfen. Und nun Deutschland: Berlin vertagt die Flugticketabgabe bis auf weiteres – aus Solidarität mit den Luftfahrtmanagern. Diese sind sich nämlich ganz sicher: Mit der Gebühr werde das Airline-Business zu schwierig und vor allem gegenüber der Bahn diskriminiert. Verkehrte Welt?

Die Selbsteinschätzung der Fluglinien trügt. Sie sind und bleiben privilegiert. Ihre Regionalflughäfen werden mit Steuermitteln ausgebaut. Für ihre Tickets auf Auslandsflüge wird keine Mehrwertsteuer erhoben. Obendrein profitieren sie davon, dass Kerosin von der Mineralölsteuer befreit ist. Natürlich, auch die Schiene wird bezuschusst. Und, ja, auch die Straßen werden vom Staat finanziert. Lufthansa & Co. haben dennoch unverschämtes Glück. Denn kein Verkehrsträger bekommt so fette Geschenke wie der Flugverkehr.

Dabei fördern diese Subventionen den Umweltfrevel besonders. Die Düsenjets – egal wie modern – sind die Klimakiller Nummer 1. Schließlich heizt ein Flug von Frankfurt nach Los Angeles das Treibhaus genauso auf wie 60.000 Kilometer Fahrt im Auto. Die Folgen dieser enormen Klimazerstörung werden bislang sozialisiert. Zu allem Übel werden die armen Länder dabei am meisten getroffen. Die Erderwärmung sorgt erst dafür, dass sich gefährliche Krankheiten wie Dengue-Fieber und Malaria in Afrika ausbreiten – das ist der innere Zusammenhang zwischen Flugzeug und Krankheit. Zudem ist es überhaupt nicht einzusehen, warum ein öffentliches Gut wie die globale Atmosphäre kostenlos genutzt werden darf.

Fliegen war noch nie für so wenig Geld wie heute zu haben. Bei einem Wochenendtrip macht das Flugticket nur noch ein Bruchteil der Reisekosten aus. Eine Klimagebühr ist da nur gerecht – und hält bestimmt niemanden davon ab, in das Flugzeug zu steigen. Die Lufthanseaten müssen ihre Flugzeuge nicht in der Wüste parken oder Mitarbeiter entlassen, wenn eine Ticketsteuer kommt. Sie müssen allein dazulernen: Nur billig zu sein ist zu wenig. Air France fliegt auch weiter. HANNA GERSMANN