HAMBURGER SZENE VON REBECCA CLARE SANGER
: Im Schatten des Kormorans

Der Kormoran streckt sich wie ein Adler, auch alle Sonnenbadenden auf den Terrassen können ihn bewundern

Schwarz sitzt der Kormoran auf einem schwarzen Baumstamm und fächert sich Kühle zu. Die Ente am anderen Ende des Baumstammes scheint zu wissen, dass ihr die Aufmerksamkeit nicht gilt, sie sitzt in die andere Richtung gedreht und beschäftigt sich mit ihrem Gefieder.

Hobbyfotografen knien sich auf den staubigen Parkweg, ein Objektiv größer als das nächste. Wer hätte gedacht, dass man in Hamburg so ornithologisch interessiert ist. Der Kormoran streckt sich wie ein Adler, auch alle Sonnenbadenden auf den Terrassen können ihn bewundern, er wackelt mit den Flügeln, vielleicht macht er das für die Luftzirkulation.

Ein Mann im elektrischen Rollstuhl kommt vorbeigefahren, seinen Hund schleift er im Tretrollertempo neben sich her. Wie der Hund wohl je uriniert? „Hunde gehören angeleint“, schreit sein Herrchen einen anderen Hundebesitzer an, und in Richtung eines Fahrradfahrers: „Und Fahrradfahren darf man hier gar nicht, wann lernt ihr das endlich!“

Er steuert seinen Rollstuhl direkt in den Weg des Fahrrads. „Ihr macht doch sowieso alle was ihr wollt!“, tönt es vom motorisierten Rollstuhl her, welcher nun weiterfährt. „Ich bin doch nur langsam gefahren“, kommt es vom Fahrrad zurück, das anhalten musste. Der Kormoran streckt sich auf dem Baumstamm im Teich.